Periode und Mondzyklus: Die Kraft des Mondes im weiblichen Zyklus
Es ist diese eine starke Verbindung, die uns Frauen bereits seit Jahrhunderten begleitet und die doch in Vergessenheit geraten ist – die zwischen Periode und dem Mondzyklus. Welche Kraft der Mond auf den weiblichen Zyklus hat und wie wir mit ihm im Einklang leben können, erfährst du hier.
Wenn wir heute über den weiblichen Zyklus sprechen, dann scheint es als würden wir nur noch an eines denken: die Zeit der Periode oder der Menstruation. Ein Zustand, der leise "überstanden" werden muss und immer noch mit vielen Mythen und Tabus belegt ist. Die vier eigentlichen energetischen Phasen geraten in den letzten Jahrzehnten immer mehr in Vergessenheit. Kein Wunder also, dass den meisten Frauen und menstruierenden Personen auch dies nicht klar ist: Es gibt eine starke Verbindung zwischen der Periode und dem Mondzyklus.
Der weibliche Zyklus
Im Schnitt dauert der weibliche Zyklus 29,5 Tage – ebenso lange benötigt der Mond, um einmal die Erde zu umkreisen. Der Neumond symbolisiert die Zeit der Menstruation – den Zyklusbeginn. Die Hormone Östrogen und Progesteron sind auf dem niedrigsten Level, bis 10-20 Eier in den Eierstöcken heranreifen. Das dadurch produzierte Östrogen führt dazu, dass eine neue Schleimhaut in der Gebärmutter aufgebaut wird – diese Phase symbolisiert der zunehmende Mond. Um den 14. Tag findet der Eisprung statt – die Zeit des Vollmondes. Es folgt die Lutealphase mit einer Progesterondominanz – der abnehmende Mond.
Wie beeinflusst der Mond den weiblichen Zyklus?
Wie der Mond Ebbe und Flut beeinflusst, beeinflusste er auch den weiblichen Zyklus. Studien zeigen tatsächlich eine höhere Rate an Eisprüngen während des Vollmondes oder Neumondes und folglich auch eine höhere Rate an Menstruationen zu diesen Zeitpunkten. Die Frauen des Sambesi-Stammes in Afrika wissen bereits sehr lange von eben dieser Verbindung: Ihre Häuser besitzen eine Öffnung, um dem Licht des Vollmondes Einlass zu gewähren. Immer noch nutzen sie dieses Licht, um den eigenen Zyklus zu regulieren. 29,5 Tage benötigt der Mond, um einmal die Erde zu umrunden – und gleicht somit der durchschnittlichen Anzahl von Tagen eines Menstruationszyklus. Unterschieden wird ein Weißer-Mond-Zyklus von einem Roten-Mond-Zyklus. Ersterer taucht öfter auf und entspricht einem Eisprung zum Vollmond und einer Blutung zum Neumond. In den alten ayurvedischen Schriften steht geschrieben, ein solcher Zyklus stärke die Fruchtbarkeit. Der Rote-Mond-Zyklus geschieht genau andersherum. Wichtig ist: Keiner dieser beiden Zyklen ist kraftvoller oder korrekter. Und auch wenn wir herausfinden, dass weder der eine noch der andere Zyklus auf uns zutrifft, ist dies vollkommen in Ordnung.
Welche Bedeutung hatte die Periode in früheren Kulturen?
Wir sehen: Die Macht des weiblichen Zyklus wurde in vergangenen Kulturen anerkannt, respektiert und verehrt. So betrachtete der Stamm der Navajo die Periode als ein kosmisches Ereignis, das mit dem Mond und den Mondzyklen verbunden ist. Es hieß, die Frau sei zu dieser Zeit in ihrer vollen Kraft – ihre innere Stimme und ihre Träume seien ein Schatz der Weisheit, der dem gesamten Stamm helfe. Eine Vorstellung, die auf die Muttergöttin Ninhursag zurückgeht. So glaubten viele Ureinwohner Südamerikas, die gesamte Menschheit sei aus „Mondblut“ erschaffen worden – Ninhursag forme die Menschen aus Lehm und ihrem eigenen „Saft des Lebens“.
Am Anfang der Menschwerdung war also der Blutfluss – die Urmaterie: das Menstruationsblut, das die geheimnisvolle Magie der Schöpfung enthält. Der weibliche Zyklus war kein Fluch, der den Frauen auferlegt war, sondern ein Geschenk, das die Strukturen und die Vielfalt menschlicher Kulturen entstehen ließ.
Die Verbindung von Periode und Mondzyklus nutzen
Die Synchronizität von Periode und Mondzyklus galt und gilt als Symbol der Verbindung zwischen der Frau und dem Göttlichen. „Durch ihren Zyklus trug die Frau das Geheimnis des Lebens in ihrem Körper“, schreibt die Autorin Miranda Gray in ihrem Buch „Roter Mond“. „Und sie hatte die Fähigkeit, Leben zu erschaffen und die Zukunft ihres Volkes zu sichern. Sie brachte das Unmanifestierte in die Welt und verfügte somit über die lebensgebenden, erhaltenden, schöpferischen Kräfte des Universums.“
Das tut unserem Körper nun besonders gut:
1. Neumond – Zeit der Menstruation
Mit der Periode beginnt auch die Neumondphase. Unser Körper arbeitet hart, unser Energielevel sinkt. Diese Zeit ist höchst sensibel, das Immunsystem fährt herunter, und wir benötigen mehr Schlaf. Im Ayurveda wird diese Zeit dem Winter zugeordnet – eine Phase der Einkehr und des Reflektierens. Doch ist die Menstruation für viele Frauen immer noch extrem negativ besetzt.
Wie wäre es, wenn wir positiver in diese Zeit hineingehen? Der Neumond gilt als Zeit der Reinigung, aus der wir unglaublich viel lernen können. Die Traditionelle Chinesische Medizin wie auch das Ayurveda bestätigen: Sich während der Menstruation auszuruhen, kann die gesamte Gesundheit positiv beeinflussen.
Unser Zyklus ist eine Art stresssensibles System, was bedeutet, dass eine Imbalance im Zyklus auch ein Ungleichgewicht im ganzen Körper hervorruft. Nutzen wir also das niedrige Energielevel und reflektieren, wo wir jetzt gerade sind und wohin wir wollen.
Neumond und Menstruation: Das können wir nun tun
Mit einer entspannenden Yogapraxis begeben wir uns in unseren heiligen Raum und schaffen Platz nur für uns. Wähle Bewegungen, die Weichheit kreieren und Platz schaffen – die deine Energie aufsparen und dich sanft unterstützen.
2. Zunehmender Mond – Zeit der Eireifung
Der zunehmende Mond weckt uns sanft aus dem Winterschlaf – mit mehr Energie bewegen wir uns nun langsam auf den Eisprung zu. Das Hormonlevel steigt, und das Immunsystem wird wieder stärker, unsere physische, emotionale und mentale Energie leitet die dynamischste Phase des Zyklus ein. Wie auch der Mond, wachsen wir, werden heller und heller. Der zunehmende Mond bewirkt, dass wir selbstbewusster werden, motivierter und enthusiastischer. Der Tao-Meister Mantak Chia schreibt: „Diese Phase ist durchströmt von Yang-Energie. Einer Energie, die nach außen gerichtet ist, dynamisch und erfolgsorientiert.“
Zunehmender Mond und Eireifung: Das können wir nun tun
Die Art des Yoga, die in dieser Phase am besten zu uns passt, ist längst in unserer Gesellschaft angelangt. Es ist das klassische Yoga mit seinen stärkenden und aktivierenden Praktiken. Leben wir unsere neu gewonnene Kraft also aus in dieser Zeit. Nach der Schwere der Menstruation erneuern wir uns voll und ganz und kehren in eine reguläre Yogapraxis zurück. Auch Ausdauersport tut uns jetzt besonders gut. All das, wofür wir nach außen gerichtete Energie benötigen, hat nun Platz in unserem Leben.
3. Vollmond – Zeit des Eisprung
Um den Eisprung herum beginnt die Vollmondzeit – und somit die Zeit des Annehmens und Empfangens. Wenn der Mond voll ist fühlen auch wir uns vielleicht mehr danach, rauszugehen Dinge zu erleben. Und auch, wenn unser Eisprung nicht mit dem Vollmond zusammenfällt, so können wir ihn stets als Metapher heranziehen. Nun befinden wir uns auf dem Zenit unseres Zyklus, ein Schwall an Östrogen und Testosteron bewirkt den Eisprung und leitet unsere expressive Phase ein – unseren Sommer. In dieser Zeit können wir uns mehr auf unsere Mitmenschen einlassen, sie umsorgen und tiefe Gespräche führen. Es gelingt uns, uns besser auszudrücken und Mitgefühl zu zeigen, denn das Östrogen hat einen positiven Effekt auf unsere Stimmung. Unser Immunsystem ist nun äußerst robust, wir fühlen uns besonders vital.
Vollmond und Eisprung: Das können wir nun tun
Wenn wir Yoga und anderen Sport rund um den Eisprung praktizieren wollen, kann dies besonders intensiv sein. Mit bestimmten Übungen lassen sich die beiden weiblichsten Energiezentren öffnen und miteinander verbinden: der Herz- und der Unterleibsbereich. Mit gezielten Herzöffnern unterstützen wir die liebenden Energien dieser Phase. Vielleicht möchten wir aber auch über das traditionelle Yoga hinausgehen – frei fließende Bewegungen in unsere Praxis einbauen, wie kreisende Bewegungen der Hüften, vielleicht sogar Elemente des Tanzes.
4. Abnehmender Mond – Zeit der Lutealphase
Der Mond bewegt sich Richtung Dunkelheit, gleichsam begeben wir uns in den Herbst unseres Zyklus. Lutealphase nennt die Medizin die Zeit zwischen Eisprung und Menstruation – es ist die vielleicht forderndste Zeit im gesamten weiblichen Zyklus. Das Prämenstruelle Syndrom, abgekürzt PMS, kennen rund 85 Prozent aller Frauen. Einige der über 150 Symptome sind Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Heißhunger. Dafür verantwortlich ist das schwankende Level der Hormone während dieser Phase – Östrogen und Progesteron fallen auf das niedrigste Level. Eben diese Schwankungen können die Funktion des Präfrontalen Cortex beeinflussen – den Teil des Gehirns, der unter anderem für die Beurteilung bestimmter Situationen zuständig ist. Die Folge sind oft irrationale, meist unkontrollierbare Emotionen und Stimmungsschwankungen. Studien zufolge sind unsere PMS-Symptome tatsächlich stärker ausgeprägt, wenn wir mit Menschen zusammenleben, die kein Verständnis für diese Phase aufbringen können.
Abnehmender Mond und Lutealphase: Das können wir nun tun
Die Zeit des abnehmenden Mondes ist eine Zeit der Kreativität. Nun haben wir die Möglichkeit, auf die Informationen zuzugreifen, die außerhalb unseres Bewusstseins verarbeitet werden. In dieser
Zeit ist der Zugang zu unserem Unterbewusstsein leichter wird und kreative Sprünge werden erst möglich. Während des abnehmenden Mondes schwinden unsere Kräfte. Wir sehnen uns nach Ruhe. Zu dieser Zeit können wir Meditationen in unseren Alltag integrieren, erdende und heilende Yogasequenzen, die unsere Nerven, unseren Geist und unser Hormonsystem beruhigen. So bereiten wir uns optimal auf den Anfang eines neuen Zyklus vor und halten die Verbindung zu unserem Körper, zu unseren Bedürfnissen aufrecht.