Vanille, Zimt, Nelke: Die geheime Heilkraft der Wintergewürze
Zimt, Vanille und Sternanis gelten als die klassischen Wintergewürze und sind aus unserer Küche in der kalten Jahreszeit nicht mehr wegzudenken. Doch wusstest du, dass diese Gewürze nicht nur gut schmecken, sondern auch echte Heilkräfte besitzen? Sie können bei schlechter Laune helfen und bei Erkältung, Muskelschmerzen und Krämpfen wahre Wunder bewirken. Wir zeigen dir verschiedene Wintergewürze und erklären ihre Heilwirkung.
1. Zimt
Zimt gehört wohl zu den ältesten Gewürzen der Welt, echter Zimt war früher eine Seltenheit und wurde nur von arabischen Händlern vertrieben. Diese hielten die Herkunft von Zimt streng geheim. Kein Wunder also, dass sich um seinen Ursprungsort viele Sagen rankten. So hieß es z.B., dass nur eine bestimmte Art Vögel ihre Nester aus Zimtstangen bauen würde, Zimthändler müssten ihnen das ganze Nest stehlen, um an das Gewürz zu kommen.
Seit dem 14. Jahrhundert gibt es Zimt auch in Europa, europäische Händler fanden infolge dessen auch den wahren Ursprungsort des Zimtes heraus: die Insel Ceylon. Deshalb heißt der echte Zimt auch Ceylon-Zimt. Als unechter Bruder wird der Cassia-Zimt (auch chinesischer Zimt) bezeichnet, dieser findet sich heute meistens bei uns in den Supermarktregalen.
Wenn du unterscheiden möchtest, ob du Ceylon-oder Cassia-Zimtstangen bei dir zu Hause hast, schaue dir die Stangen einmal genauer an: Der echte Zimt ähnelt einer Zigarre. Die Rinde ist in vielen dünnen Schichten zusammengerollt. Cassia-Zimtstangen hingegen haben eine dicke Rindenschicht, in deren Mitte sich ein Hohlraum befindet.
Die Heilwirkung von Zimt
In der Volksheilkunde hat Zimt seit Urzeiten einen festen Platz. Er wird als Hausmittel traditionell bei Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall, Erkältung, Heiserkeit, Sodbrennen, Kreuzschmerzen und sogar Rheuma eingesetzt. Anne Födisch ist Diplom-Kräuterpädagogin aus dem Spreewald: „Zimt ist außerdem ein wahrer Stoffwechselbooster, 1TL Zimt in eine Tasse lauwarmes Wasser gerührt und früh, vor der ersten Mahlzeit, getrunken, bringt den Stoffwechsel so richtig in Schwung.“
Wer unter Winterblues leidet, sollte regelmäßig etwas Zimt zu sich nehmen. Denn diesem Gewürz wird eine stimmungsaufhellende Wirkung nachgesagt – es soll sogar bei leichten, psychischen Beschwerden helfen. Im Ayurveda wird Zimt bei Wechseljahrsbeschwerden empfohlen, in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) setzen Heiler das Wintergewürz bei Kreislaufschwäche, Anspannung und innerer Kälte ein.
Sogar in der Aromatherapie hat Zimt seinen festen Platz: Das Öl soll eine stärkende, erwärmende Wirkung haben und die Kreativität steigern.
2. Vanille
Ursprünglich stammt die Vanille aus Mexiko, nachdem spanische Eroberer das Land einnahmen, gelangte sie 1510 erstmals nach Spanien. Im Jahr 1822 begannen die Franzosen Vanille im heutigen Bourbon anzubauen, daher auch die Bezeichnung Bourbon-Vanille. 1874 entwickelten zwei Deutsche Forscher zwar die synthetische Herstellung von Vanille, echte Vanille blieb aber weiterhin ein kostbares Gut. Vanille in Stangenform wird auch heute noch als die Königin der Gewürze bezeichnet.
Die Heilwirkung von Vanille
Vor allem dem Hauptaromastoff Vanillin werden viele positive Eigenschaften für unsere Gesundheit nachgesagt. So soll Vanille unter anderem bei Rheuma, Stoffwechselbeschwerden, Muskelschwäche und Verdauungsproblemen helfen.
Äußerlich angewandt soll Vanille bei Wunden das Risiko einer Infektion senken. Ihre entzündungshemmende Wirkung hilft bei Pilzerkrankungen der Haut, Ekzemen und sogar Neurodermitis. Vanille gilt zudem als Stimmungsaufheller, weswegen ihr Duft oft in Kerzen, Badezusätzen und Cremes eingesetzt wird. Falls du unter Angstzuständen leidest, kann dir der Geruch von Vanille z.B. helfen, ruhiger zu werden und zu entspannen.
Anne Födisch: „Vanille riecht und schmeckt nicht nur wunderbar, sondern wirkt gleichzeitig anregend und beruhigend. Meinem ‚Schlaf-Gut-Tee‘ mische ich immer ein Prise Vanille bei. Früher wurde sie sogar bei Schlafstörungen verordnet. Die alten Ägypter schätzten Vanille unter anderem wegen ihrer aphrodisierenden Wirkung.“
3. Kurkuma
Dieses Gewürz ist seit über 4000 Jahren aus der asiatischen Küche nicht mehr wegzudenken, es ist Bestandteil jedes Currygerichts. Fast genau so lange setzt die indische Heilkunst Ayurveda Kurkuma schon als Heilpflanze ein. In Europa wird das Ingwergewächs seit dem Mittelalter geschätzt und zur Heilung von Krankheiten angewandt.
Die Heilwirkung von Kurkuma
Die intensiv gelbe Wurzel ist ein echt Allrounder wenn es um Heilkraft geht. Ihr werden nicht nur alzheimervorbeugende Eigenschaften nachgesagt, sie soll, unter anderem, bei Depressionen eine ähnliche Wirkung haben, wie ein Antidepressivum. Das hat eine Studie 2014 herausgefunden.
Kurkuma ist außerdem entzündungshemmend, diese Eigenschaft soll vor allem bei Rheuma, Arthrose, und Entzündungen im Magen-Darm-Trakt schnelle Linderung verschaffen. Die Expertin: „Kurkuma ist meine Wunderwaffe gegen jede nahende Krankheit. So bald ich ein Kribbeln in der Nase verspüre, nehme ich einen Löffel Kurkuma-Honig vor dem Schlafen und die Erkältung ist am nächsten Morgen in die Flucht geschlagen.“
Den Honig kannst du ganz leicht selbst herstellen. Einfach 4 EL Bio Honig, 2 El Bio Kurkuma und ein paar Prisen Pfeffer gut verrühren und im Kühlschrank aufbewahren. Anne Födisch: „Der Pfeffer ist wichtig, damit der Körper das im Kurkuma enthaltende Curcumin aufnehmen kann. Kühl gelagert ist der Honig wochenlang haltbar.“
4. Nelke
Keinem geringeren als Marco Polo haben wir es zu verdanken, dass die Nelke letztendlich auch bei uns gelandet ist. Er reiste als erster Westeuropäer nach Ostasien und fand dort den Nelkenbaum. Zeitweise waren Gewürznelken teurer als Gold. Im 4. Jahrhundert bekam z.B. Papst Silvester von Kaiser Konstantin als besondere Geste der Ehrerbietung 75 Kilo Nelken geschenkt.
Die Heilwirkung von Nelke
Das in Nelken enthaltene Eugenol hemmt das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen. Zudem wirkt es schmerzstillen und örtlich betäubend. Deshalb ist Nelke auch ein tolles SOS-Mittel bei Zahnschmerzen. Einfach eine Nelke zwischen die Zähne nehmen und ganz leicht zerkauen, so werden die betäubenden Wirkstoffe schnell freigesetzt.
Leidest du unter einem empfindlichen Magen mit häufigen Krämpfen oder Blähungen, solltest du öfter mal mit Nelken kochen, denn sie wirken beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt.
Nelken sind außerdem ein natürliches Anti-Aging-Mittel, da der in ihnen enthaltene hohe Anteil an Antioxidanzien die Haut vor Umwelteinflüssen schützt und darüber hinaus noch unser Immunsystem stärkt.
Rezept für Goldene Milch
Die Goldene Milch, auch Kurkuma-Latte genannt, gilt in der ayurvedischen Lehre als heilendes, reinigendes und anregendes Getränk. Besonders im Herbst und Winter stärkt sie durch die enthaltenen Wintergewürze unser Immunsystem. So kannst du sie ganz leicht selbst herstellen.
Zutaten für eine Tasse: 300 ml Pflanzenmilch, ¹⁄₄ TL gemahlenen Kurkuma, ¹⁄₄ TL Zimt, ¹⁄₄ TL gemahlenen Ingwer, ¹⁄₂ TL Vanilleextrakt, eine Prise Pfeffer, bei Bedarf Honig zum Süßen
So geht’s: Alle Zutaten in einen Topf geben und unter Rühren bei schwacher Hitze erwärmen, die Milch sollte nicht kochen. In eine Tasse, oder ein Glas füllen und mit etwas Honig süßen. Laut ayurdvedischer Lehre sollte Honig nicht zu stark erhitzt werden, darum wird er erst ganz zum Schluss dazugegeben.
5. Kardamom
Schon die Römer schätzten Kardamom für seine verdauungsfördernde Wirkung, bei den Arabern war er als Aphrodisiakum sehr beliebt. Neben Vanille und Safran gilt Kardamom auch heute noch als eines der teuersten Gewürze der Welt. Unterschieden wird zwischen grünem und schwarzem Kardamom, bei uns findet sich jedoch hauptsächlich der grüne in Gerichten und Heilanwendungen wieder.
Die Heilwirkung von Kardamom
Die in den Samen des grünen Kardamoms enthaltenen ätherischen Öle beruhigen den Magen, wirken entkrampfend und lindern akute Magenschmerzen. Aufgrund dessen ist Kardamom auch ein beliebtes Gewürz in der ayurvedischen Gesundheitslehre.
In China wird Kardamom traditionell bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Um die ätherischen Öle nicht zu zerstören, sollte das Wintergewürz allerdings nicht zu stark erhitzt werden, am besten fügst du Kardamom erst kurz vor dem Servieren hinzu. Eine kleine Geheimwaffe ist das Ingwergewächs übrigens bei Mundgeruch: Kaust du eine Kapsel, ist dieser schnell behoben.
Die Gewürz-Expertin: „Wer abends gerne und viel Knoblauch isst, kann am nächsten Morgen eine Tasse Kardamom Tee trinken, der vertreibt die lästige Knoblauchfahne. Kardamomkapseln sollte übrigens jeder im Haus haben, der öfter unter Spannungskopfschmerzen leidet, denn sie helfen, den Schmerz zu lindern. “
6. Sternanis
Sternanis lässt uns allein durch seine Form schon an Winter und Weihnachten denken. Ursprünglich stammen diese kleinen Gewürz-Sternchen aus China, dort werden sie seit über 3000 Jahren als Heilpflanze verehrt. Sternanis wird in Asien so geschätzt, dass der Baum häufig nahe an Tempeln und heiligen Stätten zu finden ist. Bei uns wird Sternanis oft mit normalem Anis verwechselt. Die beiden Gewürze haben jedoch nichts gemeinsam und sind nicht einmal botanisch miteinander verwandt.
Die Heilwirkung von Sternanis
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) setzt Sternanis seit Jahrtausenden vor allem bei Verdauungsproblemen und Säuglingskoliken ein. Eine Studie aus 2013 hat zudem festgestellt, dass das Gewürz über antibakterielle und antivitale Eigenschaften verfügt.
Als besonders effektiv gilt Sternanis bei der Behandlung von chronischem Husten und Bronchitis. Anne Födisch: „Hier kann ein Tee mit dem Gewürz Linderung verschaffen. Übergieße dafür drei Teelöffel zerstoßenen Sternanis mit 250 Millilitern kochendem Wasser und lasse alles etwa 15 Minuten ziehen. Bei Atemwegsproblemen helfen täglich drei Tassen Sternanis-Tee, genieße ihn am besten in kleinen Schlucken.“
Mehr Informationen
Instagramaccount unserer Expertin:
https://www.instagram.com/krausnicker_kraeutergarten/
Link zur Depressionsstudie (Kurkuma):
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25046624/
Link zur antiviralen Eigenschaft von Sternanis: