Kundalini Yoga: Ursprung und Bedeutung
Beim Kundalini Yoga geht es um das Erwecken deines körperlichen und spirituellen Bewusstseins. Erfahre hier alles über die Ursprünge, Wirkung und ob Kundalini Yoga auch zu dir passt.
Prinzip und Ursprung des Kundalini Yoga
Kundalini Yoga wird als Achtsamkeitsyoga oder „Yoga des Bewusstseins“ verstanden. Ziel der Kundalini Praxis ist es, die universelle Lebensenergie zum Fließen zu bringen. Physische und spirituelle Übungen werden kombiniert, um die Energiezentren von Körper und Geist zu öffnen und die höchste Form deines Bewusstseins zu erlangen. Es handelt sich um eine sanftere Yoga-Form, die dich deinem ursprünglichen Selbst näherbringen, deine Wahrnehmung schulen und dich mit deiner ureigenen Kraft verbinden soll. Während Hatha Yoga in der Vergangenheit als das „Yoga des Volkes“ galt, war Kundalini Yoga lange nur dem Königshaus vorbehalten und wurde ausschließlich vom hohen Adel praktiziert.
Yoga Bhajan und das Kundalini Yoga
Als Begründer und einer der wichtigsten Lehrer des Kundalini Yoga gilt der Yogi Guru Bhajan (1929-2004, geboren als Harbhajan Singh Puri), der in der Tradition der Sikhs erzogen wurde und von Kindesbeinen an Yoga praktizierte. Durch eine Einladung der Universität Toronto brachte Yogi Bhajan die ganzheitliche Yoga-Form Ende der 1960er-Jahre von Indien in den Westen und gründete 1969 die „Healthy Happy Holy Organization“ (3HO) in Los Angeles. Yogi Bhajan definierte die Begriffe „healthy, happy, holy“ als Grundrechte des Lebens. Sie sind an die Einheit von Körper, Geist und Seele aus der yogischen Philosophie angelehnt und sollen durch die Kundalini-Praxis gefördert werden. Heute gibt es mehr als 300 Kundalini-Yoga-Zentren in 35 Ländern.
Was ist das besondere an Kundalini Yoga?
Anders als bei Yoga-Arten, in denen dynamische Bewegungsabläufe körperliche und geistige Blockaden lösen sollen, geht es beim Kundalini Yoga stärker darum, dich mit deinen mentalen Widerständen auseinanderzusetzen.
Die einzelnen Asanas werden im Kundalini lange Zeit gehalten. Eine Kundalini Stunde wird oft mit einer Meditation abgeschlossen. Dabei wirst du sowohl an deine körperlichen als auch geistigen Grenzen gebracht. Während des Übens begegnest du immer wieder deinem inneren Kritiker, aber auch negativen Emotionen und Ohnmachtsgefühlen, die im Kundalini Yoga aufgearbeitet werden sollen. Durch eine regelmäßige Kundalini-Praxis werden Hilflosigkeit, Wut oder Aggression in positive und produktive Gefühle umgekehrt. Du wirst gelassener und toleranter – nicht nur dir selbst, sondern auch anderen gegenüber – und kommst mit der körperlichen und mentalen Kraft, die schon immer in dir gesteckt hat, in Kontakt. Die Kundalini Übungen sollen dir helfen, Energie aus dir selbst zu schöpfen und deinen Körper bewusst wahrzunehmen.
Wie sieht eine typische Kundalini Yoga Stunde aus?
Leichte Aufwärmübungen gefolgt von einem gemeinsam gesungenen Mantra.
Dynamische Asanas im Wechsel mit ruhigen Haltepositionen, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringen.
Abschließen: Entspannungsübungen, eine längere Meditation sowie das dreimal wiederholte Mantra „Sat Nam“ (Wahrheit ist mein Name).
Für wen ist Kundalini Yoga geeignet?
Kundalini Yoga ist grundsätzlich für jeden geeignet. Wenn du nach einer sanften, aber dennoch fordernden Yoga-Form suchst, die dir hilft, die Anforderungen des Alltags gelassener und tatkräftiger zu meistern, ist Kundalini genau das Richtige für dich. Die verschiedenen Kundalini Übungen geben dir die Gelegenheit, deinen Körper zu betätigen und können dich dabei unterstützen, deine Chakren zu öffnen. Meditation kann das zusätzlich bestärken. Die Kundalini-Praxis verbindet Bewegung des Körpers mit dem des Geistes und ist damit wie geschaffen für diejenigen, die nicht nur den Fitness- und Wellness-Aspekt, sondern auch den spirituellen Hintergrund des Yoga schätzen. Wie alle anderen Yoga-Arten ist sie bestens für Gesundheit geeignet, um Stress, Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Bewegungsmangel, Nervosität, Konzentrationsschwäche und Stimmungsschwankungen entgegenzuwirken. Mit Kundalini tust du nicht nur deinem Körper, sondern auch deinem Geist etwas Gutes.
Die Schlangenkraft
Das Wort Kundalini stammt aus dem Sanskrit und lässt sich mit „Schlangenkraft” übersetzen. Symbol dieser Kraft, die als universelle Lebensenergie verstanden wird, ist die schlafende Schlange, die eingerollt unterhalb des Wurzelchakras ruht. Kundalini Yoga soll das Erwecken der Schlange vorbereiten, indem die Chakren gereinigt und gestärkt werden. Sind alle Chakren geöffnet, kann die Schlangenkraft – Kundalini – durch die Energiekanäle (Nadis) vom untersten bis zum obersten Chakra aufsteigen. Durch die Öffnung des letzten Chakras, das Kronenchakra, kann schließlich geistige Erleuchtung erlangt werden.
Turban & weiße Kleidung
Wenn du das erste Mal an einer Kundalini-Yogastunde teilnimmst, wirst du feststellen, dass die meisten Personen weiße Kleidung, Turbane oder um den Kopf gebundene Tücher tragen. Im Kundalini hat dies eine besondere Bedeutung. Weiß ist eine neutrale Farbe und soll während des Kundalini-Yoga den Geist beruhigen. Das Tragen heller Kleidung soll die Ausstrahlung der Aura stärken und das Bewusstsein erweitern. Im Gegensatz zu Schwarz reflektiert Weiß das Licht, wodurch negative Einflüsse von außen abgehalten werden. Zusätzlich schult weiße Kleidung die Aufmerksamkeit und Sorgfalt, da sie schneller verschmutzt als dunkle. Der Turban ist ein Überbleibsel der Sikh-Religion, soll deine Energie bei dir halten und dich von negativen Einflüssen abschirmen. Du kannst dir für deine Kundalini-Praxis auch ein weißes oder cremefarbenes Tuch um den Kopf binden. Die Kopfbedeckung soll Akupunkturpunkte stimulieren und so die Wirkung von energetischen Übungen und Meditationen verstärken.
KUNDALINI-ÜBUNG FÜR ANFÄNGER: Die Sonnenatmung
Im Kundalini-Yoga gibt es acht wichtige Atemübungen, sogenannte „Mahakumbhakas“. Die Sonnenatmung (Surya Bheda Pranayama) ist eine leichte Übung für Anfänger, die du jederzeit durchführen kannst. Zum Beispiel an einem stressigen Arbeitstag oder wenn du mehr Fokus und Klarheit benötigst.
Setze dich, wenn möglich, im Lotus- oder Schneidersitz aufrecht hin, schließe die Augen und atme tief ein und aus.
Verschließe dein linkes Nasenloch mit dem Ring- oder Mittelfinger.
Atme langsam und tief durch dein rechtes Nasenloch ein.
Halte den Atem und verschließe dein rechtes Nasenloch mit dem Daumen
.
Atme langsam und vollständig durch dein linkes Nasenloch aus.
Wiederhole diese Abfolge fünf- bis zehnmal. Achte darauf, dass dir nicht schwindelig wird und mach im Zweifel eine kurze Pause.
Atme abschließend ganz normal durch beide Nasenlöcher und spüre nach.