Wut rauslassen: Warum du sie nicht unterdrücken solltest
Unfaires Verhalten, der Verlust eines geliebten Menschen, Umweltverschmutzung – Es gibt viele Dinge, die uns wütend machen und das zu Recht. Doch wir müssen auch lernen, mit dieser starken Emotion richtig umzugehen. Wieso du deine Wut rauslassen solltest und wie dir das gelingt, erfährst du hier!

- Wut rauslassen und achtsam leben
- Es bringt nichts, Wut zu unterdrücken.
- Unterdrückte Wut ist nicht weg, sie gräbt sich tief in uns ein.
- Wut rauslassen, bedeutet, dass wir sie anschauen.
- Wut löst sich auf, wenn wir bewusst entscheiden, was wir mit ihr machen wollen.
- Mach dich frei: Unterdrückte Wut rauslassen
Wut rauslassen und achtsam leben
Zugegeben – Wut rauszulassen hat in der Lehre um Achtsamkeit kein gutes Image. Wegen ihr gäbe es weltweit Konflikte, heißt es. Zwischen ganzen Nationen, aber auch in allen persönlichen Beziehungen. Der Buddhismus hält sogar Wut für eines der schlimmsten Übel, denn Buddha selbst hat gesagt: „Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt.“ Viele, die achtsam leben möchten, wissen das und versuchen, sich zu ändern. Wir möchten mitfühlend sein, verzeihen und zuerst das Gute im anderen Menschen sehen. Das ist vollkommen richtig, wenn man folgendes beim Umgang mit Wut nicht übersieht:
Es bringt nichts, Wut zu unterdrücken.
Wie jedes Gefühl, das in uns hochsteigt, hat es einen Grund, warum wir wütend werden. Wir ärgern uns, weil unser Partner uns beleidigt hat, der Chef uns übersehen hat oder die Nachbarin unsere Gutmütigkeit ausnutzt. Was passiert, wenn wir denken, dass wir die Argumente des anderen oder die Umstände verstehen müssen? Wenn wir statt die Wut rauszulassen sie schlichtweg ignorieren?
Unterdrückte Wut ist nicht weg, sie gräbt sich tief in uns ein.
Erlauben wir uns nicht, wütend, enttäuscht oder verletzt zu sein, weil wir dem anderen direkt verzeihen wollen, dann hat die negative Emotion keine Chance, sich aufzulösen. Die Energie ist immer noch da. Ohne Ventil sucht sie sich einen Weg, beispielsweise in unseren Magen oder Darm. Unterdrückte Wut zeigt Symptome. Wir bekommen Krämpfe oder leiden unter einem Reizdarm. Doch was ist die Lösung? Dass wir tobend durch die Welt poltern, rummeckern und andere zurück beleidigen? Besser nicht.
Wut rauslassen, bedeutet, dass wir sie anschauen.
Unsere Gefühle sind genauso viel wert wie die der anderen. Das heißt, dass wir das Recht haben, verletzt zu sein, wenn unser Partner uns anfährt. Genauso wie er diese Empfindungen haben darf. Wir müssen nicht alles gleich verstehen oder verzeihen. Aber im Gegensatz zum unachtsamen Verhalten wäre es wunderbar, wenn wir es hinkriegen würden, nicht impulsiv unsere Wut rauszulassen, sondern innerlich einen Schritt zurückzugehen. „Okay, was er gesagt hat, hat mich verletzt.“ Danach kann man achtsam und erwachsen entscheiden, was man tun möchte. Es sofort ansprechen oder lieber eine Pause machen, bis man sich etwas beruhigt hat?
Wut löst sich auf, wenn wir bewusst entscheiden, was wir mit ihr machen wollen.
Wenn wir uns selbst liebevoll annehmen, zu unseren Gefühlen stehen, schaffen wir es vielleicht auch, zu entscheiden. Oft hilft es, dem anderen in einem ehrlichen, ruhigen Ton zu sagen, wie man sich in der Konfliktsituation gefühlt hat. Das ist im Job natürlich etwas distanzierter als im Privatleben, aber selbst da funktioniert es. Und wenn die Wut rausgelassen ist, weitet sich der Blick meistens automatisch für die Bedürfnisse des anderen. Hat er beleidigt, weil er selbst verletzt war? Wut verlangt Mut, denn sie fordert uns heraus, offen zu sein. Insofern ist sie ein starkes und gleichzeitig wichtiges Gefühl.
Mach dich frei: Unterdrückte Wut rauslassen
Nicht immer ist es uns möglich, Ärgernisse direkt ruhig und bedacht zu verstehen und so unsere aufgestauten Gefühle freizugeben. Besonders wenn wir sauer auf uns selbst sind, weil wir scheinbar einen Fehler gemacht oder etwas nicht geschafft haben, ist es schwierig, ein klärendes Gespräch zu führen. Dennoch kannst und sollst du deine unterdrückte Wut rauslassen, um dich wieder auf die guten Dinge konzentrieren zu können. Mit diesen Tricks klappt es:
Schreien: Studien haben gezeigt, dass lautes Schreien Schmerzen deutlich lindert. Auch Wut ist ein seelischer Schmerz, den du so gleichzeitig zulassen und loslassen kannst.
Boxen: Du bist so wütend, dass du das Verlangen hast, auf etwas einzuprügeln. Dann erlaube dir, beim Box-Training oder an einem großen Kissen zuhause deine Wut rauszulassen. Aber auch andere Sportarten, die dich abschalten und deinen Körper richtig spüren lassen, können hilfreich sein.
Weinen: Dir kommen vor Wut dir Tränen? Lass es zu. Weinen wirkt wie ein Reinigungsritual auf Körper und Geist. Dein Leid wird wortwörtlich herausgewaschen und es bleibt wieder neuer Raum für positive Emotionen.
Lachen: Klingt komisch, kann aber wahre Wunder wirken. Während es vielen Menschen hilft, die Wut rauszulassen, indem sie das schlechte Gefühl intensiv erleben, zieht es andere noch tiefer hinein. Versuche die Emotionen aktiv umzuwandeln, indem du lauthals zu lachen beginnst. Allein das Hochziehen der Mundwinkel schüttet Glückshormone aus. Was erst erzwungen war, geht bald in echte Belustigung über und die Wut hat keinen Platz mehr. Es gibt sogar Lachyoga-Kurse, die dir genau diese fast meditativen Techniken beibringen.