Hinduismus: Götter der indischen Mythologie

Gott, Allah, Brahma – Die Anhänger nahezu jeder Religion oder spirituellen Bewegung glauben an mindestens eine bestimmte allumfassende, göttliche Macht. Wer sich mit der indischen Mythologie bereits einmal auseinandergesetzt hat, weiß: Es finden sich unzählige, verschiedene Gottheiten im Hinduismus. Die Götter, die als mit am wichtigsten gelten, lernst du hier kennen!

Hinduismus: Götter der indischen Mythologie
Im Hinduismus treten Götter in den verschiedensten Gestalten auf. Foto: canva.com

Gottglaube im Hinduismus – Die Götter und ihr Ursprung

Eine genaue Anzahl der indischen Gottheiten ist nicht bekannt. In der hinduistischen Textsammlung Veda ist jedoch von 3306 Göttern und Göttinnen die Rede. Der Grund dafür ist, dass es die verschiedensten Strömungen der Religion gibt, die alle andere hinduistische Götter verehren und ihnen teilweise auch unterschiedliche Kräfte, Aspekte und Legenden zuschreiben. Einig sind sich aber die meisten über das allmächtige, kosmische Bewusstsein Brahman, das über allem steht. Sobald Brahman zu einem Gott mit Eigenschaften und einer Gestalt wird, spricht man von Ishvara. Dieser wiederum tritt häufig in der Dreieinigkeit der Hindu Gottheiten Brahma (Schöpfer), Vishnu (Erhalter) und Shiva (Zerstörer) auf. Neben diesen drei männlichen Hauptgöttern steht noch die weibliche Ur-Göttin Devi. Um besser nachvollziehen zu können, wie im Hinduismus die Götter verstanden werden und in Verbindung stehen, stellen wir dir im Folgenden die zehn bekanntesten vor:

1. Der Schöpfer des Universums: Brahma im Hinduismus

Da er in tiefer Meditation die Welt, wie wir sie sehen und kennen, erschaffen hat, gilt Brahma als Schöpfergott im Hinduismus. Er wird sowohl als Bettler, der seine Macht wie alle Hindu Götter von Brahman bezieht, als auch als Guru gesehen, weshalb seine Darstellung oft eine Bettelschale (Kamandalu) und einen Rosenkranz (Japa Mala) bei sich trägt. Sein Abbild wird mit vier Köpfen und vier Händen dargestellt, die meist eine Lotusblüte als Zeichen der Schöpfung sowie die Veden als Weisheitssymbol halten. Tatsächlich wird im Hinduismus Brahma allerdings kaum noch verehrt, denn seine Aufgabe als hinduistische Gottheit ist mit der Schöpfung der Welt beendet.

2. Der Erhalter der Welt: Vishnu im Hinduismus

Im Gegensatz zu Brahma wird Vishnu noch sehr verehrt, denn nur er kann unsere Welt erhalten und die Balance zwischen Schöpfung und Zerstörung (Brahma und Vishnu) bewahren. Er schenkt dem Universum Frieden, Liebe und gute Energie. Auch er hat vier Hände, in denen er Objekte wie eine Lotusblüte, das Muschelhorn Shank für den Klang des Universums sowie Feuerrad, Keule oder Diskus für die Zerstörung trägt. Mit ihm kommen auch häufig die Schlange Ananta oder sein Reittier Garuda vor.

3. Der Zerstörer: Shiva im Hinduismus

Obwohl sein Name zunächst recht negativ klingt, hat Shiva unter den Göttern im Hinduismus mit die meisten Anhänger. Denn er steht nicht für die böswillige Zerstörung der Welt, sondern eher für eine Transformation, Wiedererschaffung und damit die Befreiung von Bösem. Häufig wird Shiva auch mit anderem Namen angerufen wie etwa Nataraja (König des Tanzes), Mahesha (höchster Herr) oder Nilakantha (der mit dem blauen Hals). Letzteres deutet schon auf seine Darstellung hin: Meist wird er mit blauer Haut oder blauem Hals gezeigt, da das die Farbe der Götter ist und er auch aus dem giftigen Urmeer getrunken hat, um die Welt zu schützen. Oft sitzt er auf einem Löwenfell, trägt eine Schlange und viele Meditationsketten. Auf dem Kopf liegt eine Mondsichel, ein Wasserlauf zeigt sich im Haar für den heiligen Fluss Ganges und die Göttin Ganja. Er hat auch ein drittes energetisches Auge auf der Stirn. Für das Vertreiben des Bösen hält er einen Dreizack und eine Sanduhrtrommel (Damaru) für das Entstehen des Universums. Seine weiteren beiden Hände zeigen häufig schützende Zeichen (Mudras). Seine Frau ist die indische Göttin Parvati und Skanda und Ganesha sind Shivas Söhne.

4. Devi, die göttliche Mutter des Hinduismus

Als Ur-Göttin und auch als Shakti oder Mata (Mutter) bezeichnet, stellt Devi die weibliche Energie des Universums voller Kreativität und schöpferischer Kraft dar. Ihr Körper ist unsere Welt und sie lenkt das Geschehen in ihr. Als "Über-Göttin" vereint sie alle anderen Göttinnen und deren Eigenschaften in sich und wird stark verehrt. Daher ist ihre Darstellung als Göttinnen wie Saraswati, Kali oder Lakshmi sehr unterschiedlich.

5. Parvati, die gütige Gattin Shivas

Parvati (Tochter der Berge) ist eine indische Göttin, die sich aus Devi formt. Sie steht für die hingebungsvolle, liebende und sanfte Ehefrau von Shiva und Mutter von Ganesha und Skanda. Zusammen bilden sie die Idealvorstellung einer Hindufamilie. Dargestellt wird sie mit zwei oder vier Armen, nackten Brüsten und umgeben von verschiedenen Wesen, Dienerinnen und ihren Söhnen. Manchmal wird sie auch voll bekleidet, mit ihrem Gatten Shiva gezeigt, trägt ähnliche Dinge wie Lotusblüte, Gebetskette oder Dreizack bei sich und ihre Hände zeigen gnadenbringende oder schützende Mudras. Auch sie hat oft ein drittes Auge. Um Böses zu vertreiben, kann sie sich aber auch als kriegerische Durga, die auf einem Tiger reitet, manifestieren. Wird sie von Zorn efüllt, tritt sie als Kali auf, die Schädel, Blut oder Säbel bei sich trägt.

6. Saraswati, die weise Göttin

Als Gattin von Brahma wird sie vor allem von Intellektuellen und Philosophen verehrt, denn sie gilt als hinduistische Gottheit der Weisheit, des Wissens, der Sprachen, der Bildung und der Künste. Wie es im Hinduismus einige Götter tun, sitzt auch Saraswati (die Fließende) auf einer Lotusblüte und trägt in ihren Händen etwa die Veden und eine Gebetskette. Ihr wichtigstes Merkmal ist das Saiteninstrument Vina. Ihre Begleittiere sind Gans, Schwan oder Pfau.

Der Elefantengott Ganesha im Hinduismus
Foto: canva.com

7. Der Elefantengott Ganesha im Hinduismus

Der Sohn von Shiva und Parvati erfreut sich großer Beliebtheit, denn er bezwingt jede Hürde, strahlt Gelassenheit und Gemütlichkeit aus und liebt die schönen Dinge wie etwa süße Speisen. Ganesha (Herr der guten Geister) beschützt und hilft allen, die am Anfang eines neuen Weges stehen wie etwa einer Reise oder einer Hochzeit und er bringt Glück. Wer ihn nicht respektiert, dem stellt er aber schon mal Hindernisse in den Weg. Seinen Elefantenkopf trägt er der Legende nach, weil Mutter Parvati ihn ohne Shivas Wissen schuf und als Bewacher vor ihr Haus setzte. Als er Shiva nicht hineinlassen wollte, schlug dieser ihm den Kopf ab. Shiva erkannte seinen großen Fehler schnell und schenkte ihm den Kopf eines Elefanten. Wie seine Eltern sitzt der indische Gott meist auf einer Lotusblüte und trägt etwa Gebetskette, Waffe und Buch bei sich.

8. Die Inkarnation des Höchsten – Krishna im Hinduismus

Manifestiert sich das kosmische Bewusstsein in menschlicher Form, ist von Krishna (der Dunkle) oder der achten Inkarnation Vishnus die Rede. Damit reiht er sich unter die wichtigsten Götter im Hinduismus ein. Seine Anhänger gelten als besonders hingebungsvoll und auch außerhalb Indiens hört man das "Hare Krishna" häufig. Er soll außerdem das Yoga erklärt haben. Um das göttliche Kind vor Bösem zu schützen, wuchs er als Hirtenjunge auf, weshalb er oft mit Kühen dargestellt wird. Außerdem ist er Flötenspieler und trägt eine Bambusflöte (Bansuri) bei sich sowie eine Pfauenfeder im Haar. Seine Haut ist meist blau gefärbt und er hat gelbe Kleidung, um das Göttliche (Blau) auf der Erde (Gelb) in einem menschlichen Körper darzustellen.

9. Rama und das ideale Leben

Wenn hinduistische Gläubige daran denken, wie man das perfekte Leben führen kann, kommt ihnen Rama in den Sinn. Deshalb sehen ihn vielen ebenfalls als einen der Hauptgötter im Hinduismus. Ob als indische Gottheit, Vater, Ehemann oder Liebhaber, Rama ist in allem der Beste. Er und seine Gattin Sita gelten als perfektes Liebespaar, weshalb viele hinduistische Ehepaare ein Bild der beiden im Schlafzimmer aufhängen. Da er im Hinduismus zu den Göttern zählt, wird auch er oft mit blauer Haut dargestellt, ist stark geschmückt und trägt Köcher, Pfeile und einen Bogen bei sich, um die Welt vor Bösem zu verteidigen.

10. Lakshmi, die Göttin des Glücks

Vishnus Ehefrau Lakshmi (Glück, Reichtum) hat eine große Bedeutung als indische Göttin der Glücks, des Reichtums und Wohlstands. Und das bezieht sich sowohl auf materielle Dinge als auch auf Moral und mentale Gesundheit und Stärke. Sie spiegelt also alles Gute und alles, was wir für ein gutes Leben brauchen, wider. In ihren Darstellungen steht sie auf einer Lotusblüte, trägt weitere in den Händen, segnet mit den passenden Mudras ihre Anhänger mit Wohlstand, was sich außerdem durch eine vergoldete Hand zeigt.

Weitere wichtige indische Götter:

Beschäftigst du dich tiefergehend mit der Mythologie des Hinduismus, werden diese Götter auch immer wieder auftreten:

  1. Hanuman: Der Affengott oder Gott des Windes, ist der loyale Beschützer von Rama und Sita. Er steht für die perfekte Gottesverehrung sowie die Atemübungen Pranayama im Yoga.

  2. Skanda: Der Sohn Shivas gilt als Kriegsgott und trägt daher meist eine Lanze bei sich und zeigt die Handgeste der Fruchtlosigkeit.

  3. Indra: Heute wird Indra kaum noch verehrt und steht für die Vergöttlichung eines Königs sowie eine Regengottheit und den Herr des Himmelsreichs.

  4. Surya: Sein Name bedeutet im Sanskrit so viel wie Sonne. Er wird also als Gott der Sonne, Wärme und des Lichts verehrt.

  5. Garuda: Obwohl er kein Gott ist, spielt Garuda im Hinduismus und für die Götter einer wichtige Rolle. Er ist als Halb-Mensch, Halb-Adler, das schlangentötende Reittier von Vishnu.