Achtsame Einschlafrituale für Kinder

Jeden Abend Theater. Dein Kind will nicht ins Bett, weint, oder wühlt noch ewig unter der Decke herum, ohne zur Ruhe zu kommen. Vielleicht verlangt es auch alle fünf Minuten nach etwas zu Trinken, oder zu Essen. Unser Experte stellt dir verschiedene achtsame Einschlafrituale vor, die deinem Nachwuchs mehr Ruhe vor dem zu Bett gehen schenken.

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Wichtig bei einer achtsamen Einschlafbegleitung ist, dass du dir selbst Zeit und Ruhe nimmst, um dein Kind zu begleiten. Einschlafen soll etwas Schönes sein und nicht durch Stress, Zwang, oder Schimpfen unangenehme Gefühle in deinem Kind wecken. Dann wird es in Zukunft noch weniger ins Bett wollen. Foto: canva.com

Achtsamkeitscoach und Glückstrainer Dirk Gemein hat selbst zwei Kinder und weiß, woher die abendliche Unruhe kommt: „Kinder sehnen sich gerade in der Zu-Bett-Geh-Phase nach Sicherheit und Zuneigung und das wird mitunter auch eingefordert. Eine liebevolle Begleitung des Übergangs vom Wach- in den Schlafzustand ist deshalb die Grundlage für jedes achtsame Schlafritual.“

Einschlafen passiert nicht von jetzt auf gleich, sondern ist ein Prozess. Manche Kinder finden schnell in den Schlaf, andere brauchen eine ganze Weile, bis sie zur Ruhe kommen und die Erlebnisse des Tages verarbeitet haben. Uns Erwachsenen geht es schließlich nicht anders. Die wenigsten legen sich ins Bett und sind nach zwei Minuten eingeschlafen. Erwarte dies also auch nicht von deinem Kind.

Manche Kinder schlafen am besten alleine ein, andere suchen den engen Körperkontakt, um sich zu entspannen, wieder andere wollen unbedingt noch etwas spielen, bevor es unter die Decke geht. Du weißt am besten, welcher Typ dein Kind ist.

 

Wer sollte das Kind ins Bett bringen?

Es ist völlig egal, wer dein Kind ins Bett bringt, wichtig ist, dass dein Kind dieser Person vertraut - und dass die Schlafbegleitung ruhig und ausgeglichen ist. Hattest du oder deine Partner:in einen anstrengenden, stressigen Tag und seid ihr allein bei der Vorstellung genervt, jetzt noch eine Stunde neben eurem Kind zu sitzen oder zu liegen, sollte der jeweils andere Part das Einschlafen begleiten. Kinder spüren, wenn wir nicht ruhig und ausgeglichen sind. Unsere Stimmung überträgt sich auf sie und sie finden dadurch noch schwerer in den Schlaf.

Es ist auch völlig in Ordnung, wenn jede Begleitperson ein anderes Einschlafritual mit dem Kind hat. Wichtig ist nur, dass es wiederkehrend ist, dein Kind also ein bestimmtes Ritual mit einer bestimmten Person verknüpft.

 

Rituale helfen Kindern, in die Ruhe zu kommen

Bevor es an das eigentliche Schlafritual geht, solltest du immer schauen, ob dein Kind alles hat, um entspannt müde zu werden: hat es noch Hunger, oder Durst, ist die Windel frisch, liegt das Lieblingskuscheltier bereit? Wenn diese Grundbedürfnisse erfüllt sind, kann es an die achtsame Schlafbegleitung gehen.

Der Achtsamkeitscoach: „Das Ritual des Zu-Bett-Gehens nimmt Kindern Ängste und das Gefühl der Unruhe. Außerdem bieten Rituale eine gute Orientierung und einen guten Lerneffekt, sich selbst wahrzunehmen.“

5 Achtsame Einschlafrituale für Kinder

Die jeweilige Übung kann, je nach Alter des Kindes, angepasst werden. Welche der Übungen am besten zu deinem Kind passt, findest du durch Ausprobieren heraus. Schaue einfach, welches Ritual deinem Kinder gefällt. Je nachdem kann sich mit der Zeit aus einer der Basisübungen euer ganz individuelles Ritual entwickeln.

1. Dankbarkeit üben

Wenn dein Kind gemütlich im Bett liegt, ermutige es, jeden Abend 3 Dinge auszuwählen, für die es am Tag dankbar war (z.B. ein Eis, ein Lächeln, tolles Wetter).

Dirk Gemein: „Das stärkt den Fokus auf etwas Positives vor dem Einschlafen. Je nach Alter, kann man die Punkte auch jeden Abend mit dem Kind in ein Tagebuch schreiben, bevor es unter die Bettdecke krabbelt.“

 

2. Ich bin gut so wie ich bin

Sprich diesen Satz vor dem Schlafengehen drei Mal laut gemeinsam mit deinem Kind aus. So lernen die Kinder, sich so zu akzeptieren wie sie sind, das steigert das Selbstwertgefühl und gibt Sicherheit. Auch hier wird der Tag mit einer positiven Affirmation abgeschlossen.

3. Mein Körper ist mein Zuhause

Bitte dein Kind, sich entspannt auf den Rücken zu legen und seine Hände auf den Brustkorb zu platzieren. Anschließend wird für etwa zwei Minuten ganz ruhig geatmet. Dein Kind soll einfach nur spüren, wie sich sein Brustkorb langsam hebt und wieder senkt.

Der Experte: „Das Kind kommt damit zur Ruhe und lernt seinen Atem besser kennen, was den gesunden Schlaf fördert und es den Kindern ermöglicht, in sich hinein zu spüren und bewusst zu entspannen.“

4. Den Atem zählen

Auch bei dieser Übung legt dein Kind seine Hände auf seinen Brustkorb und atmet ganz entspannt einfach ein und aus. Dabei zählt es seine Atemzüge. Vielleicht hilft es ihm, wenn ihr gemeinsam laut mitzählt. Ja nach Alter zählt ihr so etwa 20 bis 30 Atemzüge, um dein Kind in die Ruhe zu bringen. 

Dirk Gemein. „Wir können bei kleinen Kindern z.B. auch unsere Hand auf den Bauch oder Brustkorb des Kindes legen. Das gibt noch mehr Sicherheit und schafft eine innige Verbindung.“

5. Der Glocke lauschen

Hast du eine Klangschale zu Hause? Dann eignet sich dieses Ritual wunderbar für dich und dein Kind. Lauscht vor dem Schlafengehen fünf Klängen der Glocke. Schließt dabei die Augen und hört tief in euch hinein. Was machen diese Klänge in euch?

Der Achtsamkeitscoach: „Die Kinder lieben es, wenn sie selbst die Glocke läuten dürfen. Der Klang lädt uns ein, ganz im gegenwärtigen Moment zu verweilen. Wir können hierzu zusätzlich das Licht dimmen oder eine Kerze anzünden.“ Dieses Ritual lässt sich z.B. noch mit einer Verbeugung vor sich selbst und den anderen Personen erweitern. Geeignet ab einem Alter von ca. vier Jahren. Dirk Gemein: „Es ist für alle ein sehr schönes Ritual, den Abend zu beenden und den Klang der Glocke als Zeichen für Stille, Frieden und Dankbarkeit wahrzunehmen.“

Einschlafrituale für Babys und Kleinkinder

Gute-Nacht-Massage

Eine Gute-Nacht-Massage tut nicht nur der Kinderhaut gut, sie streichelt auch die Seele der Kleinsten. Bei der Massage bist du mit deinem Kind verbunden wie auf kaum eine andere Weise. Der Körperkontakt zeigt deinem Kind, dass du für es da bist.

Achte darauf, das der Raum nicht zu kalt ist. Auch zu grelles Licht wirkt kontraproduktiv. Wenn du möchtest, kannst du etwas Öl für die Massage nehmen. Es sollte sich aber um reines Pflanzenöl (z.B. Mandelöl, oder Calendulaöl) handeln, da dieses nicht die empfindliche Kinderhaut reizt. Eine besondere Technik ist nicht erforderlich, denn schon sanfte Streichbewegungen von der Körpermitte zu den Extremitäten wirken entspannend.

Beobachte dabei aber immer die Reaktion deines Kindes, vielleicht mag es manche Berührungen nicht, weil es an den Stellen z.B. kitzelig ist. Manche Kinder genießen es, nur sanft gestreichelt zu werden, andere lieben einen leichten Druck bei der achtsamen Massage.

In den Schlaf wiegen

Vor allem Babys und Kleinkinder kommen erst bei Körperkontakt zur Ruhe und schlafen ein. Will dein Kind einfach nicht im Bett liegend einschlafen, versuche es mit leichtem Wiegen. Nehme dein Baby dazu auf den Arm oder in ein Tragetuch und schaukle es sanft hin und her, oder auf und ab. Dein Kind wird dir sehr schnell zeigen, welche Bewegung es lieber mag.

Bei dieser Methode solltest du jedoch daran denken, dass dein Kind erst nach etwa 20 Minuten in die Tiefschlafphase geht. Erst dann solltest du es vorsichtig ablegen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass es wieder aufwacht und mitunter schwer zurück in den Schlaf findet. Diese Einschlafbegleitung kann also mitunter etwas länger dauern.

Webseite unseres Experten Dirk Gemein

https://dirkgemein.de/

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