Selbstbewusstsein stärken bei Kindern: 10 Tipps für den Familienalltag
Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder zu gesunden, eigenständigen Menschen heranwachsen, die sich sicher fühlen, sich entfalten können, ihre Ziele verfolgen, andere Menschen und die Liebe in ihr Leben lassen können. Die Basis dafür wird schon sehr früh gelegt, wenn wir sie dabei unterstützen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Kinder lernen in dieser wichtigen Zeit besonders gut, sich selbst und anderen zu vertrauen. Mit den folgenden 10 Tipps gelingt euch das gemeinsam.
- 1. Mehr Selbstvertrauen durch neue Erfahrungen
- 2. Fragen machen Kinder selbstbewusst
- 3. Fehler passieren
- 4. Selbstbewusstsein stärken: Kinder bedingungslos lieben
- 5. Die eigene Kraft entdecken
- 6. Selbstbewusstsein stärken, heißt: Kinder fühlen lassen
- 7. Rituale fürs Selbstvertrauen bei Kindern
- 8. Positives Denken fördern
- 9. Grenzen und Meinungen akzeptieren
- 10. Kritik und Lob
1. Mehr Selbstvertrauen durch neue Erfahrungen
Ganz automatisch wollen wir unseren Kinder oft schwierige Dinge abnehmen und vergessen dabei, dass sie das irgendwann doch mal allein können sollen oder gar müssen. Deshalb ist genau jetzt im geschützten Rahmen mit Mama, Papa und anderen Bezugspersonen die richtige Zeit, Neues auszuprobieren und zu lernen. Das kann zum Beispiel sein, indem wir sie beim Kochen mithelfen oder sie im Supermarkt zum ersten Mal etwas an der Frischetheke bestellen lassen. Auch wenn es vielleicht etwas chaotisch wird, greifen wir nur bei Gefahr ein oder wenn wir um Hilfe gebeten werden. Denn "Erwachsene Dinge" selbst zu schaffen, kann das Selbstbewusstsein stärken, Kinder unabhängiger und verantwortungsbewusster machen.
2. Fragen machen Kinder selbstbewusst
"Und warum?" – Mit dieser Fragen reagieren Kinder auf fast jede neue Information, die sie bekommen. Weiß man gerade die Antwort selbst nicht, hat keine Zeit oder eigentlich etwas anderes zu tun, kann dieses intensive Nachfragen schon mal nervig werden. Dann sollten sich Eltern aber immer wieder selbst daran erinnern, wie gut und wichtig es ist, dass ihr Kind Interesse zeigt und dazulernen möchte. Und genau das tut es mit jeder einzelnen Frage. Schon zuzugeben, etwas nicht zu wissen, und sich zu trauen, bei anderen nachzufragen, kann nämlich das Selbstbewusstsein eines Kindes stärken.
3. Fehler passieren
Menschen, die sich selbst stark kritisieren und das Gefühl haben, nie alles richtig machen zu können und zu genügen, haben häufig nicht gelernt, dass es okay ist, Fehler zu machen. Stattdessen galt: Man müsse sich nur mehr anstrengen, damit es klappt. Funktioniert etwas dann doch einmal nicht, leidet das Selbstwertgefühl des Kindes oder Erwachsenen sofort noch mehr darunter. Es braucht also eine gesunde Balance zwischen "Du kannst alles schaffen" und "Fehler sind nicht schlimm", um das Selbstbewusstsein zu stärken. Kinder dürfen und müssen sogar Fehler machen, ohne, dass sie schon vorher von den Eltern gebremst oder verbessert werden – solange es nicht zu gefährlich ist, versteht sich. Denn dadurch lernen sie ihre Grenzen kennen, neue Lösungen zu entwickeln und Fehler nicht als Versagen oder Schwäche, sondern als Chance zu sehen, zu wachsen. Schließlich ist niemand perfekt und fehlerfrei.
4. Selbstbewusstsein stärken: Kinder bedingungslos lieben
Gerade weil niemand perfekt ist, Fehler passieren und man nicht alles alleine schaffen kann, brauchen Kinder von Anfang an die Erfahrung: Egal was passiert, ich werde geliebt, so wie ich bin, und ich kann immer auf die Unterstützung meiner Familie zählen. Das ist wohl der einfachste und grundlegendste Weg, um das Selbstvertrauen zu stärken und Kindern beizubringen, dass sie nichts dafür tun müssen, um genug zu sein und die Hilfe zu erhalten, die sie brauchen. Genau aus diesem Grund sollte auch Liebesentzug niemals als Strafe für schlechtes Verhalten eingesetzt werden. Sonst verinnerlichen die Kinder auf Dauer, dass sie Probleme mit sich selbst ausmachen und es allen recht machen müssen, um Liebe zu verdienen.
5. Die eigene Kraft entdecken
Was sie mit ihrem Körper, aber auch mit ihrem Geist, alles leisten können, finden die Kleinen spielerisch bei körperlichen Aktivitäten heraus. Beim Klettern, Schwimmen, Turnen, Yoga und anderen Sportarten, angepasst an das Alter und die Fähigkeiten, erkennen und entwickeln sie ihre innere und äußere Kraft. Gleichzeitig kann das das Kinder-Selbstbewusstsein stärken und fördern. Achtung: Das funktioniert nur, wenn das Kind Spaß hat und viele kleine und große Erfolge erzielen kann! Übersteigerter Konkurrenzkampf und Leistungsdruck bewirken meist das Gegenteil und lassen das Selbstwertgefühl schrumpfen.
6. Selbstbewusstsein stärken, heißt: Kinder fühlen lassen
Emotionen machen uns menschlich und wollen gefühlt, gehört und rausgelassen werden. Für einen gesunden Umgang mit positiven wie negativen Gefühlen, dürfen Kinder das also schon früh lernen. Das bedeutet für Eltern, Sätze wie die folgenden Beispiele sind tabu:
"Lach' doch nicht so laut!"
"Hör' auf zu weinen, so schlimm ist es nicht!"
"Reiß' dich zusammen oder geh in dein Zimmer!"
"Wenn du nicht sofort aufhörst zu weinen/schreien, dann ..."
Ihnen emotionale Reaktionen zu verbieten, sie herunterzuspielen oder zu drohen, führt dazu, dass Kinder später ihre Gefühle herunterschlucken, ignorieren oder sie auf ungesunde Weise zum Ausdruck bringen, wird es ihnen dann plötzlich einmal zu viel. Auch wenn es unpassend erscheint oder schwierig ist, die Tränen oder einen Wutanfall zu ertragen, hilft genau das, das Selbstbewusstsein zu stärken. Kinder verstehen dadurch ihre Emotionen besser, können sie leichter kommunizieren und bewältigen.
7. Rituale fürs Selbstvertrauen bei Kindern
Für die Kleinsten unter uns ist die Welt noch viel aufregender, aber auch überfordernder und erschreckender, als für uns Erwachsene. Dinge, die wir als selbstverständlich und alltäglich abgespeichert haben, können für Kinder eine ganz neue, nie dagewesene Situation darstellen. Um ein bisschen Ordnung und damit Sicherheit und Geborgenheit in das ganze Chaos zu bringen, eignen sich kleine, schöne Rituale perfekt. Das kann ein kurzes gemeinsames Spiel am Morgen sein, bevor ihr in den durchgeplanten Tag startet und zusammen die Klamotten herauszusuchen, anstatt dem Kind ein Outfit vorzuschreiben. Und abends wird dann zum Beispiel ein Buch gelesen und besprochen/aufgeschrieben/gemalt, was an dem Tag besonders schön, ein bisschen doof oder ganz neu war.
8. Positives Denken fördern
Ein positives Mindset lässt sich in jungen Jahren noch viel einfacher etablieren, denn es wurde im besten Fall noch nicht von vielen negativen, schlimmen Erfahrungen angekratzt. An das Gute zu glauben, es zu manifestieren und anzuziehen, kann ebenfalls das Selbstbewusstsein bei Kindern stärken. Dazu muss man aber aktiv daran arbeiten und es häufig wiederholen. Das funktioniert besonders leicht mit bekräftigenden Glaubenssätzen oder Affirmationen. Die kann man sich zum Beispiel auf kleine Klebezettel schreiben, überall im Haus verteilen und immer wieder gemeinsam mit dem Kind laut vorlesen.
Affirmationen für selbstbewusste Kinder
Ich kann alles schaffen.
Ich vertraue mir selbst.
Ich bin stark.
Ich bin nie allein, wenn ich mal Hilfe brauche.
Ich werde jeden Tag mutiger.
Ich fühle mich sicher.
Ich liebe mich so, wie ich bin.
Ich bin genau richtig.
Meine Meinung ist wichtig.
Meine Wünsche und Träume werden wahr.
9. Grenzen und Meinungen akzeptieren
Nur weil Kinder noch weniger Lebenserfahrung haben und nicht unabhängig leben können, müssen sie nicht alles hinnehmen und über sich ergehen lassen, was die Erwachsenen entscheiden. Denn sowohl in diesem Alter als auch später ist es für die mentale Gesundheit und gesunde zwischenmenschliche Beziehungen essentiell, dass sie lernen "Nein" zu sagen, persönliche Grenzen zu setzen und Respekt erfahren. Anstatt sie beispielweise zu zwingen, ...
... ihr Spielzeug mit dem Besuch zu teilen,
... ein Familienmitglied zu umarmen,
... etwas zu essen, das ihnen nicht schmeckt,
lohnt es sich häufig, zuzuhören und den Grund zu erfragen. So lassen sich Missverständnisse oder unangenehme Situationen oft ruhiger klären, passendere Lösungen finden und das Selbstbewusstsein stärken. Kinder lernen dadurch, dass sie eine Stimme haben, die akzeptiert wird.
10. Kritik und Lob
Damit wir das Selbstbewusstsein stärken, brauchen Kinder Rückmeldung von ihrer Umwelt zu den Dingen, die sie getan oder gesagt haben. Aber auch hierbei kommt es auf das richtige Maß an. Ständiges, übersteigertes Loben kann nämlich zu einer Abhängigkeit von der Bestätigung anderer führen, sodass das Kind nicht mehr von allein auf sich stolz sein kann. Lobt man dagegen nie und kritisiert nur sehr hart, wird es sich dauernd fühlen, als wäre es nicht gut genug.
Versuch' dich mit deinem Kind zu freuen, ohne es zu bewerten.
Bleib' bei deiner Kritik sachlich und werde nicht emotional.
Erkläre, was du dir wünschen würdest und wieso. Mit Erklärung und ohne Befehlston verstehen Kinder oft besser, was gemeint ist und reagieren weniger trotzig.
Statt einen Verbesserungsvorschlag vorzugeben, findet gemeinsam einen neuen Lösungsweg.
Sei ein Vorbild. Verhalte dich und kommuniziere so, wie du es dir von deinem Kind wünschst.
Selbstverständlich sind Eltern auch nur Menschen und nicht alles ist in jeder Situation umsetzbar oder angebracht. Bemüht man sich aber nach den genannten Tipps zu handeln, schenkt man seinem Kind eine wichtige Portion Selbstbewusstsein, -vertrauen und Mut für sein ganzes Leben.