Luzides Träumen: Wie Du Klarträume erlernen und für dich nutzen kannst

Herr seiner eigenen Träume werden, sie steuern und aktiv erleben – klingt nach Science-Fiction, geht aber wirklich. Wie du luzides Träumen erlernen und im Alltag von Klarträumen profitieren kannst

Luzides Träumen erlernen
Foto: canva.com

In unseren Träumen ist prinzipiell alles möglich: Wir können plötzlich fliegen, wohin auch immer wir wollen, wir können vergangene Momente neu erleben, die Zukunft entdecken und ganz neue Sehnsüchte erkunden. In den meisten Fällen aber passieren diese Dinge zufällig, sie liegen außerhalb unserer Kontrolle. Nicht so beim luziden Träumen, in sogenannten Klarträumen. Was sich dahinter verbirgt, wie du es lernen kannst und welche Auswirkungen das luzide Träumen auf deine Kreativität und Leistung im Alltag hat, erfährst du hier.

Was sind Klarträume?

Ganz vereinfacht gesagt sind luzide Träume solche, in denen sich die Träumende darüber bewusst ist, dass es sich in diesem Moment um einen Traum handelt. Dadurch kann der Verlauf dessen aktiv gesteuert werden und man kann somit tun und lassen, was man möchte.

Klarträume treten in der Regel während der sogenannten REM-Phase auf, eine der fünf Phasen des menschlichen Schlafs. Diese ist gekennzeichnet durch ein schnelles Zucken der Augen und durch eine besonders hohe Aktivität unseres Nervensystems. Während bei regulären Träumen der Frontalkortex, der für Entscheidungen und abstraktes Denken zuständig ist, nur wenig aktiv ist, so wissen Forscher*innen mittlerweile, dass dieser bei luziden Träumen hingegen stark angeregt ist, wie Psychologin Ursula Vross bei Wissenschaft im Dialog erklärt. Darüber hinaus sei auch die Nutzung des Gamma-Frequenzbandes im Gehirn erhöht. In der Neurologie wird diesem die Weitergabe von Informationen zugeschrieben und die Befähigung höherer Bewusstseinsprozesse. Diese wiederum seien zuständig für Selbstreflexion, die Verarbeitung vergangener Erlebnisse sowie Entscheidungen für unsere Zukunft.

Kann jede*r luzid träumen?

Während wohl 25 % aller Menschen an einem Punkt – oder besser gesagt in einer Nacht in ihrem Leben – bereits Erfahrungen mit Klarträumen gemacht haben, macht das luzide Träumen laut Spektrum nur 0,3 % der Träume insgesamt aus. Im Gegensatz dazu kam eine britische Studie sogar zu dem Ergebnis, dass gar die Hälfte aller Menschen bereits einen Klartraum im Leben hatte. 

Wer nun Sorge hat, dass er*sie nie ein Klartraum haben wird, kann jetzt einmal tief durchatmen. Denn jede*r kann lernen, luzid zu träumen, auch wenn bislang selten bis nie geträumt wird und/oder man sich nicht an sie erinnern kann.

Wie kann luzides Träumen erlernt werden?

Menschen, die luzid träumen können, werden auch ‚Oneironauten‘ genannt. Dieser aus dem Griechischen stammende allegorische Begriff bedeutet so viel wie „Seefahrer der Träume“. Und zu einem solchen kann mit ein bisschen Übung jede*r werden. Hierfür gibt es diverse Techniken, die bekanntesten vier wie folgt:

  • MILD-Methode (Mnemonic Induction of Lucid Dreams)

  • WBTB-Methode (Waking Back To Bed)

  • DILD-Methode (Dream Induced Lucid Dream)

  • WILD-Methode (Wake Induced Lucid Dream)

Diese Techniken können auch nach Belieben miteinander kombiniert werden. Unabhängig von diesen Techniken gibt es zwei weitere Maßnahmen, die bei allen die Wirksamkeit erhöhen:

  1. Traumtagebuch: Durch das Führen eines Traumtagebuches, also dem konstanten Notieren der Träume der vergangenen Nacht, trainierst du dein Gehirn, sich an das Geträumte zu erinnern und diese bewusster wahrzunehmen.

  2. „Reality Checks“: Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Realitätschecks die wirksamste Maßnahme für die Induktion von Klarträumen sind. Dafür stellst du dir im Laufe des Tages immer wieder die Frage, ob du gerade träumst. Ob irgendetwas Widersprüchliches passiert, etwas Unlogisches, gar Unmögliches. Dies sollte möglichst unregelmäßig und unerwartet stattfinden. Das Ziel: Diese Infragestellung soll sich insofern verinnerlichen, dass sie auch im Traum passiert und du realisierst, dass du träumst und letztlich die Kontrolle übernehmen kannst.

Luzid träumen lernen: So funktioniert die MILD-Methode

Diese Technik stellt die am gängigsten empfohlene Methode dar, wenn es um das Erlernen von Klarträumen geht. Sie besteht aus zwei zentralen Schritten:

  1. Autosuggestion: Erfunden vom amerikanischen Psychologen Stephen LaBerge, Koryphäe der Forschung zu luziden Träumen, handelt es sich dabei um die ständige Wiederholung eines effektiven Schlaf-Mantras: „Das nächste Mal wenn ich träume, werde ich mich daran erinnern, dass ich träume“ oder „Ich werde im Traum erkennen, dass ich träume“. Dieses wird immer wieder, vor allem aber vor dem Schlafen, wiederholt. Dadurch gelangt das Mantra in unser Unterbewusstsein.

  2. Visualisierung: Zusätzlich dazu, stellst du dir immer wieder vor, was du in einem luziden Traum machen würdest, je genauer desto besser. So bereitest du dein Gehirn quasi auf die tatsächliche Erfahrung vor.

Luzid träumen lernen: So funktioniert die WBTB-Methode

Bei dieser Methode wird ein Wecker auf circa fünf Stunden nach dem Einschlafen gestellt. Wenn dieser klingelt, bleibst du eine halbe Stunde wach und führst immer wieder Reality Checks durch und sagst dir selbst dein Mantra. Dann schläfst du weiter. Mit der Zeit soll so das Traumbewusstsein verbessert und Klarträume induziert werden.

Luzid träumen lernen: So funktioniert die DILD-Methode

Diese Technik beschreibt im Eigentlichen ‚nur‘ die Folge eines Realitätschecks im Traum. Darin merkst du an einem Punkt, dass du in dem Moment träumst und übernimmst ab dann die Führung.

Luzid träumen lernen: So funktioniert die WILD-Methode

Diese Technik ist von allen die Schwierigste, doch die durch sie induzierten Träume könnten laut Vross am besten kontrolliert werden. Dabei musst du dich selbst vom Wachzustand unmittelbar in den Klartraum versetzen. Vergleichbar mit einer sehr tiefen Meditation musst du deinen Körper absolut entspannen, ihm vorgaukeln, dass er sich im Tiefschlaf befindet, während dein Geist wach bleibt und hoffentlich beginnt bewusst zu träumen.

Luzides Träumen in der Vergangenheit bis heute

Obwohl viele Klarträume nur aus Filmen kennen, vor allem seit dem Erscheinen des Blockbusters „Inception“ aus dem Jahr 2010, gab es schon vor hunderten von Jahren Aufzeichnung des Phänomens. Aristoteles zum Beispiel schrieb „Oft nämlich sagt einem, wenn man schläft, etwas in seinem Bewusstsein: Was dir da scheint, ist nur ein Traum“ und greift damit den zentralen Startpunkt eines Klartraumes auf, nämlich das Bewusstwerden im Traum, das es sich ‚nur‘ um einen Traum handelt.

Seit dem 19. Jahrhundert wird luzides Träumen auch wissenschaftlich erforscht. So konnte auch belegt werden, dass es sich bei den Träumen nicht, und anders wie von einigen vermutet, um kurzen Wachphasen, die den eigentlichen Schlaf unterbrechen, handelt. Zum Wegweiser der deutschen Forschung auf diesem Gebiet wurde Paul Tholey, der das Verständnis für Klarträume maßgeblich mitbestimmte.

Körper und Geist durch Klarträume stärken

Wer es nun also schafft, die Kontrolle über seine Träume zu erlangen, dem stehen alle Türen offen, das Unmögliche wird plötzlich möglich. Es ist völlig legitim diese neue Fähigkeit zu nutzen, um Spaß zu haben, um seinen Traum zu – nun ja – träumen. Aber sie können auch genutzt werden, um im (wachen) Alltag davon zu profitieren. So kannst du in dich in deinen Träumen beispielsweise für wichtige Präsentationen vorbereiten, diese vor imaginärem Publikum durchspielen.

In seiner Dissertation untersuchte Prof. Dr. Daniel Erlacher die Nutzbarkeit luzider Träume für die Optimierung von Körperabläufen und Fingerfertigkeit. Teilnehmer:innen sollten zum Beispiel im Traum üben eine 10-Cent-Münze in eine Kaffeetasse zu werfen. Nachweislich erhöhte sich deren Trefferquote, anders als bei denen, die nicht im Traum übten.

Auch in der Psychotherapie finde Klarträume bereits statt. Die Patient:innen können sich darin nämlich ihren Ängsten stellen, die Handlung selbstbestimmt zum Guten lenken und so hoffentlich langfristig auch im echten Leben Ängste zu verlieren und/oder Traumata aufzuarbeiten.

Sind Klarträume gefährlich?

Doch sind Träume nicht eigentlich dazu da, um das Erlebte zu verarbeiten und sollte wir sie deswegen nicht lieber ‚in Ruhe lassen‘? Laut aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse besteht kein Grund zur Sorge. Die luziden Träume sind meist nur kurz und dem Gehirn bleibt also noch genug Zeit zum Verarbeiten. Nur wenn jeder Traum, auch wenn dies gar nicht erwünscht ist, ein Klartraum ist, solltest du dir professionellen Rat einholen.

Quellen:

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