Für mehr Mut: Drei Übungen gegen die Angst

Als wir Kinder waren, gab es viele Orte, die uns Furcht eingeflößt haben: der geheimnisvolle Dachboden, die alte Besenkammer oder der dunkle Keller. Eine Konserve aus dem Keller holen? Das ging nur im Galopp die Treppe hinunter und wieder hinauf. Der Mutter einen Lappen aus der Besenkammer bringen? Nur wenn das Licht an war und die Tür geöffnet blieb. Doch nach diesem kleinen Ausflug in das Reich unserer Ängste haben wir uns mutig gefühlt. Und stark. Die Furcht war bezwungen und wir ein Stück an ihr gewachsen. Auch als Erwachsene können wir mit ein bisschen Übung gegen die Angst ankommen.

Steg über dem Wasser bei Sonnenaufgang
Arbeite nicht gegen die Angst, sondern mit ihr. Foto: © kentauros - stock.adobe.com

Was tun gegen die Angst?

In unserer Kindheit wussten wir noch intuitiv: Angst soll uns nicht beherrschen. Vor Gefahren beschützen, das soll sie uns, ja, aber uns nicht dominieren. Und so stellten wir uns ihr, um wieder die Oberhand zu gewinnen. Heute, viele Lebenserfahrungen und auch einige Enttäuschungen später, ist dieses Wissen noch immer in uns, meist allerdings verschüttet unter antrainierter Habachtstellung, erlernter Ängstlichkeit und schmerzhaften Erlebnissen, die uns vorsichtig haben werden lassen. Doch die Frage ist, wie wir mit ihr umgehen. Ist sie die bremsende Kraft in unserem Leben oder nur das zarte Wispern, dass uns warnen möchte. Jenes aber verstummt, sobald wir entschieden haben, dass keine Gefahr in Verzug ist und wir und gegen die Angst durchsetzen. Letzteres ist der Optimalzustand. Wir entfernen uns immer mal wieder von diesem, das ist ganz normal, sagen Psychologen. Also seien wir wieder etwas mutiger und schauen unserer Angst ins Gesicht. Ganz so, wie wir es schon als Kinder getan haben. Diese Übungen gegen Angst helfen uns dabei:

1. Die Angst erzählen lassen

Bevor wir gegen die Angst vorgehen können, müssen wir sie verstehen. Wir denken an unsere Angst und bringen alles, was uns dazu in den Sinn kommt, zu Papier. Ganz ohne Wertung. Das können Erinnerungen sein, Bilder oder auch Gedanken, die auf den ersten Blick gar nichts mit dem Thema zu tun haben. Alles darf sein. Das befreit und hilft uns, Abstand zu unseren Angstgefühlen zu nehmen und später die Angst zu besiegen.

2. Die Angst hinterfragen

Im Grunde möchte die Furcht uns nichts Böses, sondern uns nur beschützen oder warnen. Deswegen fragen wir uns zum Beispiel:

  • Welches Bedürfnis meldet sich hier?

  • Welches Gefühl steckt hinter der Angst?

  • Was möchte die Angst mir sagen?

Vielleicht kommt uns die Antwort sofort, wie ein Gedankenblitz. Vielleicht dauert es ein paar Tage oder sie erscheint uns im Traum. Wenn sie sich Zeit lässt, fragen wir liebevoll nach, ohne uns Druck zu machen. Denn die Antwort wird kommen und wir werden die Angst überwinden.

„Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete, aber da war niemand draußen.“
Johann Wolfgang von Goethe, Dichter

3. Die Angst loslassen

Wo können wir die Angst in unserem Körper spüren? Vielleicht ist sie ein Kloß im Hals. Oder ein Ziehen in der Magengegend. Wir stellen uns vor, wie dieses Gefühl langsam aus unserem Körper hinaus wandert und vor der Stelle schwebt, die es eben noch besetzt hat. Dabei kann die Angst die Form von Sternenstaub annehmen oder auch eine Frage. Statt uns negativ gegen die Angst zu wehren, bedanken wir uns bei ihr, dass sie uns beschützen wollte. Doch wir haben alles im Griff. Wir brauchen sie nicht mehr und lassen sie in Liebe gehen. Wie verändert das Gefühl sich? Löst es sich auf? Schwebt es davon? Wir lassen es ziehen und können unsere Ängste besiegen.

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