Die heilsame Wirkung des Tagebuchschreibens
Schreiben heilt. Das ist eine alte Weisheit, die schon vielen Schriftstellerinnen und Autoren zu großartigen Werken verhalf. Tagebuchschreiben ist nicht nur ein Mittel, um Ereignisse festzuhalten oder eine Übung, um kreativen Säfte wieder fließen zu lassen, es wird auch in vielen Arten von Therapien als Technik eingesetzt, um Blockaden zu lösen oder Traumata zu bewältigen. Studien fanden heraus, dass regelmäßiges Tagebuchschreiben viele positive Auswirkungen für Seele, Geist und Körper hat.
Die Aufgabe des Schreibens bringt uns dazu, in Worte zu fassen, was oft jahrelang unausgesprochen in uns gärt. Allein die Niederschrift belastender Ereignisse erleichtert uns schon und nimmt etwas von dem Druck, den wir verspüren. Aber es geht noch viel tiefer: Beim Tagebuchschreiben benennen und beschreiben wir unsere Ängste und Verletzungen. So wird aus diffusen Gefühlen, die uns unaufhörlich subtil belasten, ein konkretes Bild, mit dem wir uns beschäftigen und das wir bearbeiten können.
Wissenschaftliche Studien haben herausgefunden, dass das Führen eines Tagebuchs auch unser Immunsystem stärkt und uns widerstandsfähiger macht. Es unterstützt bei der Heilung von Krankheiten und mildert depressive Stimmungen. Wir können Prüfungsangst damit lindern und es unterstützend bei posttraumatischen Belastungsstörungen einsetzen. Tagebuchschreiben hilft gegen Kummer und dabei, weniger zu grübeln. Indem wir unsere Erlebnisse und Gefühle niederschreiben, erleben wir sie bewusster, können aber auch besseren Abstand dazu gewinnen. Tagebuchschreiben hilft uns gleichermaßen bei den täglichen Herausforderungen wie bei der Bewältigung von Lebenskrisen. Es macht uns empathischer und verständnisvoller für die Gefühle anderer Menschen. Wir können dadurch aus der Einsamkeit ausbrechen und werden optimistischer.
Tipps für heilsames Tagebuchschreiben
Wie schreibt man ein Tagebuch?
Für den Anfang ist es wichtig, regelmäßig zu schreiben, am besten jeden Tag. Aber überfordere dich nicht, sondern stecke überschaubare Ziele: täglich zehn Sätze zum Beispiel, oder jeden Tag zehn Minuten schreiben – das ist für jeden machbar. Meistens wird es dann ohnehin mehr.
So hilft Ehrlichkeit beim Tagebuchschreiben
Soll Tagebuchschreiben etwas bringen, ist es kontraproduktiv, eine Idealversion von sich selbst zu beschreiben. Im Gegenteil. Dies ist der Ort, an dem wir komplett ehrlich und authentisch sein können und auch sollen. Beschreib alles, was dich belastet so getreu wie möglich. Nur so gewinnst du ein umfassendes Bild und kannst mit dem arbeiten, was tatsächlich da ist.
Erzähl dir deine Geschichte
Die größte Wirkung erzielen wir, wenn wir unsere Erlebnisse wie eine Geschichte erzählen. In Geschichten muss die Heldin Herausforderungen, Prüfungen und Schwierigkeiten bestehen, aber dann kommen die Einsichten, der Lernprozess, das Wissen, dass diese Erfahrungen in Zusammenhängen stehen und vielleicht sogar nützlich sind. Wenn wir das, was uns widerfährt, nicht isoliert sehen, sondern in eine große Geschichte einbetten, gewinnen sogar schreckliche Erlebnisse eine andere Bedeutung.
Ein Perspektivenwechsel beim Tagebuchschreiben
Man hat herausgefunden, dass es hilfreich ist, wenn wir nicht nur aus unserer eigenen Sicht erzählen. Wenn wir auch mal die Perspektiven andere Menschen beschreiben oder hin und wieder im „Wir“ schreiben anstatt im „Ich“, profitieren wir am meisten.
So gelingt ein positiver Ausblick
Eine Möglichkeit, um jeder Niederschrift ein Happy End zu geben, ist die Dankbarkeitsliste. Schreibe am Ende jedes Tagebucheintrags drei Dinge auf, die heute oder gestern positiv waren und für die du dankbar bist. Das können auch ganz einfache Sachen sein wie „Der Himmel hatte ein so wunderbares Blau“ oder „schönes Telefonat mit Iris“ oder „extrem guten Cappucino getrunken“. Es geht darum, nicht nur die Traumata zu bearbeiten, sondern auch unser Bewusstsein für die Segnungen zu schärfen, die uns das Leben schenkt.