"Meine Disziplin ist Selbstliebe" – Interview mit Bahar Yilmaz
Wie werde ich die beste Version meiner Selbst? Welche Rolle spielt dabei der Weg meines Herzens? Bahar Yilmaz wächst mit den Antworten auf – ihre Großmutter lehrt sie, auf ihr spirituelles Ich zu hören. Doch weltliche Dinge, ihre Schulkarriere und ein BWL-Studium bringen sie von diesem Pfad ab. Bis sie sich wieder auf ihre Innere Stimme besinnt, Yoga-Lehrerin wird und tief in die spirituelle Praxis eintaucht. Heute, mit 34 Jahren, gibt Bahar das Wissen von moderner Spiritualität ohne Dogmen und persönlicher Transformation in Seminaren, Online-Kursen und Büchern weiter.Wir haben mit Bahar Yilmaz über Selbstentfaltung und ihren aktuellsten Online-Kurs „unkarma.“ gesprochen.
Viele von uns sind mit Vorsätzen ins neue Jahr gestartet, die wir allmählich schleifen lassen. Wie können wir gegensteuern?
Häufig nehmen wir uns Dinge vor, die wir nicht für uns selbst machen. Möchtest du wirklich abnehmen, weil du dich unwohl fühlst oder weil die Gesellschaft dir ein anderes Schönheitsideal vorlebt? Willst du häufiger meditieren, weil es dir so guttut oder weil du zeigen möchtest, wie du immer besser darin wirst? So lange wir uns Vorsätze aussuchen, um jemanden etwas zu beweisen oder etwas darzustellen, lassen wir sie früher oder später schleifen. Es fehlt an echter innerer Motivation. Deswegen sollten wir uns fragen: Für wen tue ich das? Und unsere Vorhaben dann nach uns ausrichten.
Wie wichtig ist Selbstdisziplin dabei?
Viele Menschen hegen eine innere Abneigung gegen das Wort Disziplin, weil es mit Zwängen und Unfreiheit besetzt ist. Was aber, wenn wir dem Wort eine andere Bedeutung geben? Für mich ist Disziplin die höchste Form der Selbstliebe. Es heißt für mich, seinen eigenen Wert anzuerkennen und sich so sehr zu lieben, dass man etwas für sich selbst tut.
Und wenn wir doch einmal schwach werden?
Was soll daran schlimm sein? (lacht). Auf dem Weg deines Herzens ist es wichtig, sich selbst zu vergeben, dass man versagt – ob heute oder in der Vergangenheit. Und ich wähle bewusst das Wort „versagen“, weil wir in unserer Gesellschaft einen Widerstand gegenüber diesem Wort haben. Dabei ist es total in Ordnung, Fehler zu machen, nicht auf die innere Stimme zu hören, vom Weg abzukommen, Vorsätze auch mal schleifen zu lassen. So lange wir uns dafür nicht selbst verurteilen! Meine größten Fehler waren meine wertvollsten Geschenke im Leben.
Kannst du uns das näher erklären?
Mein Versagen hat mir gezeigt, auf welchen Feldern ich noch wachsen darf; wo ich beispielsweise noch Fähigkeiten entwickeln soll. Deswegen kann ich nur raten: Nehmt euch die Zeit – schaut euch eure Fehler genau an. Klopft sie nach Potenzialen ab zur persönlichen Entwicklung.Anmerkung der Redaktion:
Der Trubel im Alltag lässt uns oft unser Mindset vergessen. Was können wir tun, um unseren Fokus zu halten?
In den ersten ein, zwei Stunden des Tages sollten wir so wenig Stress oder Anstrengungen wie möglich zu haben. Sonst beginnen wir den Tag abgehetzt. Es ist immens schwierig, dann wieder zu sich zu finden. Morgendlicher Stress kann für jeden etwas anderes bedeutet: Dich strengt es an, Whatsapp kurz nach dem Aufstehen zu beantworten? Wenn du es einrichten kannst: Warte damit oder lass dein Handy etwas länger im Flugmodus. Auch Routine kann uns helfen, möglichst entspannt in den Tag zu starten – man denkt nicht viel, die Abläufe, sind automatisiert. Und ganz wichtig: morgens etwas tun, das den Körper integriert, wie kurz spazieren gehen, ein bisschen Yoga machen, Atemtechniken oder meditieren. So kommen wir mit uns selbst in Kontakt.
Wie sieht dein Morgen in der Regel aus?
Das ist etwas unterschiedlich – je nachdem, ob ich Seminare halte oder zu Hause bin und beispielsweise Videos drehe oder neue Kurse erarbeite. Aber ich versuche immer, den Tag so gelassen wie möglich zu beginnen. Und egal wo ich bin: Meine morgendlichen Pranayama-Atemübungen sind nicht verhandelbar, das ist für mich als Yoga-Lehrerin sehr wichtig.
Kann es auch karmisch bedingt sein, dass wir immer wieder von unserem Weg abkommen?
Ja! Allerdings ist Karma ist ein sehr dehnbarer Begriff. Für mich sind das, ganz einfach gesagt, destruktive Muster im Leben. Diese können wir selbst entwickelt haben. Oder wir haben sie beispielsweise von unserer Familie übernommen oder sie stammen aus einem früheren Leben. Die Karma-Aspekte halten uns in einer alten Realität fest. Wir leben dann das Gestern immer und immer wieder. Es ist ein wirklich großes und wichtiges Thema.
Hast du deswegen den Unkarma Online-Kurs entwickelt?
Genau. Wir haben viele karmische Verbindungen wie beispielsweise kulturspezifisches Karma oder Körperkarma. Es geht darum, diese destruktiven Muster aufzulösen. In dem Kurs ziehen wir in acht Modulen Schicht für Schicht das Karma-Korsett ab. Dafür gibt es Videolektionen und bestimmte Strategien.
Was haben dir die Teilnehmer des Kurses zurückgemeldet?
unkarma. ist unser intensivster Online-Kurs. Wir haben ihn im April 2018 zum ersten Mal mit 1500 Teilnehmern durchgeführt. Sie waren begeistert. Für mich war es ein Geschenk zu sehen, wie sich die Menschen verändert haben. Das war wirklich toll! Denn Karma lässt sich auflösen. Dafür müssen wir nur auf unsere innere Stimme hören, unser Ding durchziehen und die Ketten werden sich von selbst sprengen. Der Kurs begleitet uns auf diesem Weg – und ich hoffe, dass er noch viele Menschen unterstützen wird.
Über Bahar Yilmaz
Bahar wuchs bei ihrer Oma auf, die sie schon früh in die spirituelle Welt einführte und ihr beibrachte, Energie zu sehen und zu spüren. Doch nach dem Tod ihrer Großmutter geriet dieses Wissen in den Hintergrund, bis Bahar es mit Anfang zwanzig wiederentdeckte. Seitdem widmet sie sich einer modernen Form der Spiritualität ohne Dogmen, hat einen Yoga-Ausbildung gemacht und mit ihrem Partner Jeffrey Kastenmüller diverse Techniken und Tools entwickelt, wie Transformational Reprogramming (TREP), Higher Self Healing, Aura Coaching, entwickelt. Ihr Wissen auf den Gebieten Meditation, Transformation, Medialität, Heilung und vielem mehr gibt sie in Seminaren,Workshops, Ausbildungen und Online-Kursen weiter. Weitere Infos findet ihr auf Bahars Website.