Dankbarkeit: Ein Geschenk an uns selbst
Manchen von uns fällt es schwer, bewusst dankbar zu sein. Vielleicht nervt die Erwartungshaltung, dass zur Weihnachtszeit das Gefühl allgegenwärtig oder vermeintlich auf Knopfdruck abrufbar sein soll. Der Grund dafür kann in der Vergangenheit liegen.
Warum Dankbarkeit niemals eine Pflicht sein sollte
Als Kinder wurden wir dazu angehalten, uns für Geschenke zu bedanken, egal ob wir den Schenker mochten oder nicht. Es fühlte sich an wie eine unangenehme Dankespflicht oder sogar Dankesschuld − vor allem dann, wenn das Geschenk nicht den lang gehegten Wünschen entsprach. Dankbarkeit zeigen zu müssen, ohne sie zu empfinden, ist ein kleines bisschen wie lügen – irgendwie lästig und falsch. Das haben wir schon als Kinder geahnt. Dabei hat dankbar zu sein nichts mit Pflicht oder Schuld zu tun. Es ist ein Grundgefühl, das wir Menschen ebenso wenig entbehren können wie Liebe, Wärme oder Geborgenheit. Tief in unserem Inneren wissen wir: Empfinden wir Dankbarkeit, erfüllt uns dieses Gefühl automatisch mit Zufriedenheit.
Jenem Stück Bindfaden
Bindfaden, an den ich denke, kurz warst du, und lang ist's her.
Ohne dich wäre das so schwerund so hoffnungslos gewesen.
Auf der Straße von mir aufgelesen, halfst du mir, mir und meiner Frau. – Wir danken dir, ich und meine Frau.
Bindfaden, du dünne Kleinigkeit, wurdest mir zum Tau. – Damals war Hungerszeit; und ich hätte ohne dich in jener Nacht
Den Kartoffelsack nicht heimgebracht.
Joachim Ringelnatz, deutscher Dichter und Schriftsteller (1883-1934)
Es ist nur ein kurzes Gedicht von Joachim Ringelnatz, das so viel über die riesige Kraft der Dankbarkeit aussagt – jene in diesen Tagen noch wertvoller ist. Viele können nicht über die Festtage zu ihren Familien fahren; nicht die Liebsten in die Arme schließen. Weihnachten wird dieses Jahr anders sein. Doch die Magie der Dankbarkeit ist eine Konstante, auf die wir uns verlassen können. Sie wird erfüllt unsere Herzen, schenkt uns Ruhe und Glück – wenn wir sie zulassen und in unser Leben einladen.
Warum Dankbarkeit das schönste Geschenk an uns selber ist
Selbst in schwierigen Zeiten gibt es kleine Lichtblicke oder große Geschenke des Lebens, für die wir dankbar sein können. Viele Dinge, mit denen wir gesegnet sind, gehören so natürlich zu unserem Alltag, dass wir sie leicht übersehen. Wie der leckere Frühstücks-Porridge, unser Hund, der so viel Fröhlichkeit verbreitet, die warme Wohnung, die beste Freundin oder die gemütliche Couch, auf der wir entspannen können.
Werden wir uns diesen Kleinigkeiten wieder bewusst, lenkt die Dankbarkeit unseren Blick auf das, was gut in unserem Leben ist, statt uns mit dem zu quälen, was anders sein könnte. Dankbarkeit hat eine magische Kraft: Sie verbindet und versöhnt uns mit der Welt, in der wir leben. Und sie vermittelt uns die Gewissheit, dass wir nicht allein sind. In ihr liegt die Wertschätzung für das Leben selbst; für die Menschen, die wir lieben; für die Wunder der Natur.
Auch in diesen ungewöhnlichen Weihnachtstagen können wir uns sicher sein: Dankbarkeit ist das vielleicht schönste Geschenk, das wir uns selbst machen können. Und manchmal müssen wir nur ganz genau hinschauen, damit wir wie der Dichter den Bindfaden auf der Straße entdecken. Wir wünschen Euch allen von Herzen besinnliche Weihnachten. Mit viel Zeit für Euch selbst, Zeit für Eure Liebsten und Zeit für Gedanken an die Menschen, die momentan nur in Euren Herzen bei Euch sein können. Wir hoffen, dass Ihr die Tage so verbringen könnt, wie Ihr es Euch wünscht und senden Euch viel positive Energie.