Die Reise der Sternschnuppe

Einst glaubten die Menschen im Mittelalter, eine Sternschnuppe sei ein herabstürzendes Stück Stern, das ein Engel beim Putzen herausgebrochen hätte. Heute wissen wir, dass es winzige Gesteins- und Staubpartikel sind, die bei Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen und vergehen. Und doch schicken wir einen Wunsch ins All, in diesem Sekundenbruchteil, in dem die Sternschnuppe über das Firmament zieht. Die Gedanken und Träume all jener, die sie erblicken, steigen im selben Moment zum Himmel empor.

Frau vor Sternschnuppen
Foto: Adobe Stock

Das Wunder am Firmament

Diese wundersamen Erscheinungen, denen wir unsere tiefsten Wünsche hinterherschicken, sind in Wirklichkeit kaum größer als ein Sandkorn. Hier unten auf der Erde würden wir sie niemals bemerken. Dort oben am Himmel aber, sausen sie mit einer Geschwindigkeit von 250.000 Kilometer pro Stunde durch das Weltall, zehnmal schneller als ein Spaceshuttle. Seit 4,6 Milliarden Jahren reisen einige Sternschnuppen durch unser Sonnensystem; sie sind älter als der Mond und die Erde und alle Wunder, die wir zu benennen vermögen.

Was eine Sternschnuppe zu erzählen vermag

Im Laufe der Geschichte erkannten die Menschen alles in diesem letzten Augenblick des Verglühens der Sternschnuppe: das Aufpeitschen der göttlichen Zuchtrute; das Schwertklirren zwischen Engeln und Dämonen; die Reise einer Seele, die in den Himmel heimkehrte. Lyriker und Schriftsteller widmeten ihr Gedichte – wie einst Karl May. Kinder und Erwachsene verrieten ihr ihre sehnlichsten Wünsche. Und so blicken wir hinauf in den Himmel und betrachten das Leuchten einer Sternschnuppe. Werden sich unsere Wünsche erfüllen? Wer weiß es schon. Was zählt, ist einzig, dass wir die Augen schließen – und mit den Sternen träumen.

Sternschnuppe

„Es fiel ein Stern, habt ihr gedacht, aus weiten, unbekannten Fernen. Ging unter er in dunkle Nacht? Blieb er am Himmel bei den Sternen? Ist’s eine Welt, die im Entstehnsich Kraft und Stoff zu holen strebte? War’s eine Welt, die im Vergehndurchs Leuchten sich zu Ende lebte? Das werdet ihr vielleicht, vielleichtdurch eure Rohre noch ergründen,jedoch wer ihren Weg ihr zeigt,kann nur der Glaube euch verkünden.“
Karl May (1842-1912), deutscher Schriftsteller

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