Art Journaling: So gibst du deinem Gefühl Ausdruck
Das Führen eines Art Journals ist eine schöne Möglichkeit, deinem Gefühl Ausdruck zu verleihen. Mit Farben, Stiften und Ausschnitten zeigst du, was in deinem Inneren lebt. Es kann sogar helfen, eine tiefere Schicht in dir selbst zu entdecken.

Die Vorteile, deine Gedanken auf Papier zu bringen, sind groß. Es ist eine Möglichkeit, die scharfen Kanten eines Ereignisses abzumildern und aus einem Durcheinander von Gedanken und Emotionen schlau zu werden. Aber was, wenn du nach einem Tag voller E-Mails und Berichteschreiben keine Lust mehr aufs Schreiben hast? Oder wenn du keine Worte dafür findest, wie du dich fühlst?
Anstatt eines Stifts kannst du auch mit Farben, Stiften und Collagetechniken arbeiten, um darzustellen, was an deinem Tag passiert ist. Aber ein „Art Journal“ oder „Visual Journal“ eignet sich gerade für mehr als das. Zum Beispiel für Introspektion oder spirituelles Wachstum.
Komm näher an dein Gefühl heran
Die amerikanische Psychologin Cathy Malchiodi führt aus diesem Grund seit Jahren ein Visual Journal. In Psychology Today sagt sie: „Anstatt mich darauf zu konzentrieren, die Außenwelt zu bezwingen, konzentriere ich mich auf meine innere Welt. Indem ich sie zeichne und male, komme ich an das heran, was sich knapp unter der Oberfläche meines Bewusstseins abspielt.“
Aus mehreren Studien geht hervor, dass der künstlerische Ausdruck helfen kann, Denken und Fühlen miteinander zu verbinden. Es ist eine bewährte Methode, um zum Beispiel Traumata zu verarbeiten. Aber auch wenn du keine Traumata zu verarbeiten hast, kann dir ein Art Journal viel bringen, sagt die Psychologin. Malchiodi: „Ein Bild zu erschaffen, selbst nur mit einfachen Farben, Linien und Formen, kann dir helfen, näher an dein Gefühl heranzukommen. Es ist eine Möglichkeit, dich auszudrücken, wenn etwas nicht auf logische, lineare Weise mit Worten erklärt werden kann.“
Spirituelles Wachstum
Zu erkennen, was in dir lebt, gibt deinem Leben Orientierung und hilft beim spirituellen Wachstum. Und dafür musst du nicht zeichnen können. Lektion eins eines Art Journals: Lass los, dass es schön sein muss.
„Es geht um den Prozess, nicht um das Ergebnis,“ sagt Wendy Robinson. Wendy ist Kunstlehrerin und macht auf YouTube Tutorials unter dem Namen The Unexpected Gypsy. In ihren Journals malt und zeichnet sie, klebt aber auch Ausschnitte aus Zeitschriften oder Textstücke, die auf schönem Papier geschrieben sind. Sie verwendet Worte und Sätze aus Filmen und Songtexten, Affirmationen oder Zeilen aus ihrem geschriebenen Tagebuch. Schicht um Schicht fügt sie auf den Seiten hinzu.
Sorge für dich selbst
Wendy: „Etwas auf schönem Papier zu schreiben und es dann über etwas anderes zu kleben, mag einfach klingen, aber es bewirkt etwas. Du erschaffst etwas, das vorher noch nicht da war. Es ist eine Möglichkeit, auf einer tieferen Ebene mit Texten zu arbeiten, die dich berühren, fröhlich machen oder weiterbringen.“ Das Erstellen eines Art Journals ist laut Wendy eine ideale Möglichkeit, sich mit spirituellem Wachstum und Selbstfürsorge zu beschäftigen: „Es macht Freude, verbessert die Stimmung, hilft beim Verarbeiten und Loslassen von Emotionen, es ist auch eine Form des Meditierens und der Achtsamkeit.“ Ein wichtiger Teil der Selbstfürsorge ist es, herauszufinden, wer du bist und was du willst, sagt sie.
So geht Art Journaling
Es ist verständlich, dass du, wenn du nicht mit Art Journaling vertraut bist, vielleicht nicht weißt, wie du anfangen sollst. Deshalb folgen hier ein paar Tipps.
Starten
Suche dir ein Journal, das zu dir passt. Magst du filigrane Arbeiten? Dann wähle ein kleines Notizbuch. Arbeitest du gerne großflächig? Greife zu einem großen Format. Wenn du viel mit Aquarellfarben arbeitest, entscheide dich für dickeres Papier.
Probiere verschiedene Zeichen- und Malmaterialien aus. Aquarellfarben werden oft für Art Journals empfohlen, da du damit lockerer arbeiten und große Flächen in einer schönen, hellen Farbe gestalten kannst. Weitere Materialien: Fineliner in verschiedenen Stärken, schönes Papier, alte Zeitschriften und Bücher zum Ausschneiden.
Blockiere eine Zeit in deinem Kalender, in der du ungestört arbeiten kannst.
Versuche, regelmäßig in deinem Journal zu arbeiten, zum Beispiel an einem festen Abend oder Morgen in der Woche.
Mache vor dem Start eine kurze Meditation oder atme ein paar Mal tief durch.
Überlege dir, was dich beschäftigt. Stelle dir Fragen oder gestalte Themenseiten zu Dingen, die dich herausfordern oder von denen du träumst.
Arbeite in Schichten. Klebe oder male einfach über etwas hinweg. Manchmal erkennst du erst nach einer Weile, was du eigentlich ausdrücken wolltest.
Erzähle die Wahrheit in deinem Journal. Je offener und ehrlicher du sein kannst, desto mehr Bedeutung bekommt es und desto mehr bringt es dir.
Loslassen
1. Doodlen Das Schöne am Doodlen, also Kritzeln, ist seine Spontaneität. Welche Formen geben dir ein gutes Gefühl? Fülle einen Teil oder die ganze Seite damit, um loszulassen. Studien zeigen, dass Doodlen Menschen ruhiger macht.
2. Nichts ist so einschüchternd wie eine leere Seite Mische Aquarellfarben, die dir gefallen, und fülle die Seite mit diesen Farben. Experimentiere damit, mehr Wasser hinzuzufügen, um die Farbe transparenter zu machen, oder Schwarz, um sie dunkler zu gestalten. Darüber kannst du dann zeichnen, malen oder schreiben.
3. Musik Schalte Musik ein, die dich nicht ablenkt, sondern dir hilft, in einen Flow zu kommen. Um loszulassen, kannst du Stift, Pinsel oder Feder im Rhythmus der Musik bewegen, die du hörst.
4. Bewegen Schüttle dich buchstäblich frei: Steh auf, dehne und strecke dich und lockere deine Hände und Arme.
Fragen
Stelle dir eine Frage und beginne einfach mit Skizzieren, Malen, Kleben und Schreiben.
Wofür bin ich dankbar?
Was hält mich zurück?
Bin ich da, wo ich sein möchte?
Was ist mein Kummer?
Worauf bin ich stolz?
Was kostet mich Energie?
Was gibt mir Energie?
Wie geht es mir?
Wovor habe ich Angst?