Waldmedizin: Die heilende Kraft der Pflanzen
Wälder halten viele Geschenke für uns bereit. Denn dort, wo einst die Wiege der Menschheit stand, finden sich auch heute Pflanzen mit einem enormen Heilpotenzial: Bäume, deren Blätter und Rinde wie Medikamente wirken. Wir können die wohltuende Kraft der Waldmedizin schon bei einem Spaziergang spüren – Wälder sind einfach Medizin für unseren Körper, unseren Geist und unsere Seele.
Woher nimmt der Wald seine heilsame Kraft?
Wissenschaftler beginnen gerade erst zu verstehen, auf welche Weise der Wald seine heilsame Wirkung entfaltet. Hierzu hat sich ein neuer Forschungsbereich etabliert: die Waldmedizin, auch Ökopsychosomatik genannt. Ökopsychosomatik meint, dass Einflüsse aus der Natur wichtige medizinische Prozesse anstoßen können, sei es direkt über den Körper oder die Psyche. Es wird vermutet, dass unsere Evolution, die über Jahrmillionen im engen Verbund und stetigem Austausch mit den Organismen und Chemi- kalien der Natur stattfand, diesem Phänomen zugrundeliegt. Dass also unsere Verbundenheit mit den Bäumen tiefe evolutionäre Wurzeln hat, die erklären könnten, warum uns der Wald vor Depressionen und Stressbelastungen schützt, wie auch vor chronischen Erkrankungen, Herzinfarkt und sogar Krebs.
Welche Pflanzen aus dem Wald helfen am besten?
Zu den wichtigsten Waldkräutern zählen heute die Brennnessel, der Bärlauch und der Baldrian. Ob mit ihren Trieben, Blättern oder Samen, die Brennnessel leistet das ganze Jahr über einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden Ernährung. Sie steckt nämlich randvoll mit organisch gebundenen Mineralstoffen und Spurenelementen wie Kalium, Phosphor, Magnesium und ganz besonders Calcium und Eisen. Aber nicht nur das, ihr Vitamin-C-Gehalt übersteigt den des Grünkohls und des Brokkoli ums Dreifache. Der Bärlauch wirkt mit seinen Scharfstoffen, ätherischen Ölen, Vitaminen und Mineralien besonders antibakteriell, schleimlösend, und entzündungshemmend. Der Baldrian wird als anerkanntes Heilmittel bei nervösen Erregungszuständen bis hin zu krampfartigen Schmerzen im Magen-Darm-Trakt verordnet. Auch bei nervös bedingten Schlafstörungen leistet er gute Dienste. Für seine beruhigende Wirkung verantwortlich sind Sesquiterpene, die die Erregungsübertragung in unseren Nervenzellen verändern und entspannend und entkrampfend wirken.
Wo kann ich die Waldkräuter am finden?
Zum Sammeln der Brennnessel sollten wir Standorte direkt im Wald wählen, da die Pflanzen dort durch organisches Material wie Laubstreu oder verrottetes Holz gedüngt werden. Solche Standorte sind überall dort, wo der Waldboden auch ein wenig von der Sonne beschienen wird, zum Beispiel an Lichtungen, neben Waldwegen oder an hellen Waldrändern. Der Bärlauch hingegen liebt Wälder mit feuchtem Boden und großem Humusanteil – halbschattige Standorte also in der Nähe von Teichen, Bächen oder Flüssen. Hier ist auch der Baldrian zu finden.
Wie kann ich die Waldkräuter am besten verwenden?
Alleine das Pflücken der heilenden Waldkräuter reicht leider noch nicht aus. Ein elementarer Punkt in der Waldmedizin ist die richtige Einnahme und Verwendung der Waldkräuter. Wir haben ein paar Methoden zusammengestellt.
Lindenblüten-Heilbad
Wenn wir eine Erkältung ganz klassich herrausschwitzen möchten, geben wir etwa zwei Handvoll getrocknete Lindenblüten in 2 Liter kochendes Wasser und genießen 15 Minuten lang den wohltuenden Inhalations-Aufguss. Auch bei Rheuma oder als Einschlafhilfe am Abend bewirken Lindenblüten-Aufgüsse tiefe Entspannung und fördern Heilungsprozesse.
Umschläge aus Eichenrinde
1-2 Teelöffel mit ¼ Liter kaltem Wasser zum Sieden bringen und ein paar Minuten kochen lassen. Weil Eichenrinde entzündungshemmend wirkt und Juckreiz lindert, schaffen Bäder oder Umschläge mit dem Tee aus Eichenrinde rasch Abhilfe bei entzündlichen Hauterkrankungen, Ekzemen und schlecht heilenden Wunden.
Baldrian-Limonade
Baldrian ist das perfekte Mittel, wenn wir nervös und erschöpft sind, unser Geist nicht zur Ruhe kommen will und wir keinen Schlaf finden. Gerade im Sommer hilft hier dieses stimmungsaufhellende Erfrischungsgetränk: Einfach zwei Handvoll frisch gepflückte Baldrianblüten mit einigen Zitronenscheiben in eine Karaffe mit Wasser geben, zehn Minuten ziehen lassen und genießen. Ein kühles Getränk, das uns Gelassenheit schenkt.