Ein Plädoyer fürs Baum Umarmen
Sprachlos vor einer mächtigen Eiche stehen, beeindruckt von ihrer Größe und Schönheit, angezogen von ihrer Stärke und Widerstandsfähigkeit, im Schatten eleganter Birken liegen, beruhigt vom Fächeln ihrer Blätter, ihr kräftiges Wurzelwerk unter sich wissend, einen Baumstamm anfassen und Leben spüren – Bäume haben eine besondere Wirkung auf Menschen, der Kontakt mit ihnen ist wohltuen und heilsam. Das sagt die Wissenschaft – und unser Gefühl sowieso. Warum also nicht einfach mal einen Baum umarmen?
Energie von den Wurzeln bis zur Krone
Bäume sind mächtig. Sie versorgen unseren Planeten mit Sauerstoff und reinigen die Luft und die Erde. Bäume sind lebendige Wesen. Individuen, die miteinander kommunizieren, soziale Verbindungen haben und sich tatsächlich gegenseitig unterstützen. Bäume sind voller Energie, von den Wurzeln bis zur Krone verbinden sie Erde und Himmel. Wenn wir einen Baum umarmen, stellen wir uns in diese Energie. So ein Stamm ist ja quasi für eine Umarmung gemacht…
Mensch und Baum – von Anfang an eine besonders Beziehung
Baum Umarmen ist keine neue Erfindung. Bäume spielen seit Anbeginn eine zentrale Rolle im Leben von Menschen. „Kein anderes Geschöpf ist mit dem Geschick der Menschheit so vielfältig, so eng verknüpft wie der Baum,“ so der Historiker und Alexander Demandt („Über allen Wipfeln – Der Baum in der Kulturgeschichte“). Bäume galten –und gelten– als Manifestationen von Gottheiten, als heilige Kreaturen oder zumindest dem Menschen gleichgestellte Wesen. Bäume fungierten als Altare, unter ihnen wurden Ehen geschlossen, Gericht gehalten, Feste gefeiert. Der Buddhismus lehrt, dass der beste Ort für Meditation unter einem Baum ist.
Baum-Qi Gong: Der Austausch von Energien
In der traditionellen chinesischen Medizin gibt es eine Praxis namens Ding Shu Gong, die eine Weiterführung von einfachem Baum Umarmen ist. Es ist eine Unterart des Qi Gong, man kann es auch Baum-Qi Gong nennen. „Shu“ ist das chinesische Wort für „Baum“, „Ding“ beschreibt die Tätigkeit des Lehnens oder Anlehnens, aber auch „mit Druck berühren“ und „mit jemandem oder etwas in Beziehung treten ohne zu sprechen oder Blickkontakt“. „Gong“ heißt „Fähigkeiten erwerben“. Der Begriff bedeutet also „sich an Bäume anlehnen und mit ihnen in Beziehung treten“. Im Qi Gong geht man davon aus, dass alles Energie ist, die in verschiedenen Schwingungen vibriert. Das Grundprinzip des Ding Shu Gong ist: Bäume sind die Beschützer der Erde, die „ernähren“ sich von den Giften andere Lebensformen und verwandeln diese in nützliche Ressourcen, die sie wieder zurückgeben. Das gilt für Luft ebenso wie für andere Energieformen. Wenn du also beispielsweise mit Trauer im Herzen einen Baum umarmst, nimmt der Baum dieses „Gift“ auf, verwandelt es und gibt seine reine Energie an dich zurück.
Die stillen Gesundmacher
Die heilende Wirkung von Bäumen lässt sich ja schon feststellen, wenn man nur einen einfachen Spaziergang durch den Wald macht. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen, die in der Nähe von Bäumen wohnen seltener krank werden. Die Anwesenheit von Bäume wirkt sich positiv auf die physische und psychische Gesundheit, auf die Konzentrationsfähigkeit und auf die Stimmung aus. Wenn also schon die bloße Gegenwart von Bäumen so viel Positives ausrichtet, was passiert dann wohl beim Baum Umarmen?!