Tara im Buddhismus – Mutter aller Menschen

Sie ist der weibliche Buddha, Sinnbild für Mitgefühl und Barmherzigkeit – die Retterin der Menschheit. Rufen wir eine ihrer 21 Erscheinungen an, hilft sie uns bei der Suche nach unserer inneren Weisheit, der Suche nach unserem höheren Selbst. Und bei der Erweckung unserer eigenen Buddha-Natur. Was genau hinter Tara im Buddhismus steckt und wie sie dich leiten kann, erfährst du hier.

Bunte Tara Darstellung
Tara ist im Buddhismus der wichtigste weibliche Buddha. Foto: Canva.com

Aus Mitgefühl Gutes zu tun: Dafür steht Tara im Buddhismus

Unsere Achtsamkeit schulen. Bewusst im Moment leben. Loslassen, was uns nicht guttut. Kann uns die besondere Figur aus dem Buddhismus, Tara, dabei helfen, diese Fähigkeiten zu erlangen? Ein Gespräch mit dem Buddhismus-Lehrer Kaye Miner, der in Amsterdam Tara-Meditationen begleitet

Wer ist eigentlich Tara im Buddhismus?

Es gibt verschiedene Ansätze, Taras Bedeutung zu verstehen. Erst einmal als normalen Menschen, eine historische Figur, die ihren Geist trainierte und schließlich die Erleuchtung erlangte. Darüber hinaus ist sie ein Buddha, die Verkörperung der perfekt erleuchteten Eigenschaften: Tara ist frei von Leid und den Ursachen des Leidens und auch von verstörenden Emotionen wie Wut, Bindung und Unwissenheit. Und drittens verkörpert Tara auch unsere eigene Buddha-Natur. Wir alle tragen die Qualitäten von Tara in uns. Tara ist eine Inspirationsquelle und ein Vorbild, aber eine Tara-Meditation ist auch eine Methode, die Buddha-Eigenschaften in uns selbst zu entwickeln.

Bei der Lobpreisung der 21 Taras fällt auf, dass Tara nicht nur die guten Eigenschaften passiv verkörpert, sondern dass sie auch aktiv ist. Sie ist nicht nur weise und friedfertig, sie kann auch aufbrausen und wütend werden.

Aber auch wenn sie zornig ist, bleibt sie barmherzig. Der Zorn Taras gleicht dem einer Mutter, die nur das Beste für ihr Kind will. Es dreht sich immer alles um das Mitgefühl. Und Tara ist nicht passiv. Sie steht mit einem Bein nach vorne, sie kann jederzeit aktiv werden. Einfach ausgedrückt könnte man sagen: Es geht bei Tara um erleuchtete Aktivität. Darum, aus Mitgefühl das Gute im richtigen Moment zu tun. Wenn man die Lobpreisung wirklich verstehen will, ist es wichtig, mehr über die Grundprinzipien des Buddhismus zu lernen: das Streben nach Befreiung, den Geist der Erleuchtung, das Erwerben von Weisheit und von Verständnis für die irdische Realität.

Die Lobpreisung ihrer Eigenschaften wirkt auf den ersten Blick sehr aktuell. Können wir die Lobpreisungen nicht unseren Bedürfnissen anpassen?

Nein, sicher nicht, da muss man vorsichtig sein. Lange Zeit wurde das Wissen ausschließlich vom Lehrer zum Schüler weitergegeben. Auch heute noch ist ein Teil des Wissens geheim. Doch das bedeutet nicht, dass es starr ist. Es gibt verschiedene buddhistische Traditionen, und man sieht zum Beispiel, dass die Farben Taras und ihre Bedeutung manchmal variieren. Die Bedeutungen sind nicht festgelegt. Das muss auch nicht sein. Buddha hat gesagt: „Meine Lehre ist wie ein Finger, der auf den Mond zeigt. Wenn man nur auf den Finger schaut, sieht man den Mond nicht.“ Die Farben Taras und die Symbole, mit denen sie abgebildet wird, dienen als Hilfsmittel, um die Botschaft besser zu verstehen. Diese Botschaft ist in den Wegen zur Erleuchtung enthalten, die Tara und der Buddhismus anbietet.

Buchtipp zu Tara im Buddhismus

Thubten Chodron: „Tara die Befreierin. Hommage für eine Erwachte“, Diamant Verlag München, 18 Euro

Wie können wir am besten mit einer solchen Tara- Meditation beginnen?

Du kannst mit einer einfachen Visualisierung von weißem Licht anfangen, das aus dem Herzen Taras in deinen Körper eintritt und dich von negativen Emotionen reinigt und dich leer macht. Visualisiere anschließend ein grünes Licht, das dich mit ihrem Mitgefühl und allen anderen guten Eigenschaften erfüllt. Wie die Meditation für dich funktioniert, hängt von deiner Motivation und der Einstellung ab, mit denen du meditierst. Tara ist bekannt als weiblicher Buddha, der uns von unterschiedlichen Ängsten befreit. Mitgefühl spielt dabei eine wichtige Rolle. Wenn man Barmherzigkeit richtig lebt, ist man nämlich nicht ängstlich.

Tara Darstellung Holz
Im Buddhismus gibt es Tara als 21 verschiedene Erscheinungen. Foto: Canva.com

Tara im Buddhismus als die erwachte Befreierin und ihre 21 Erscheinungen

Sie ist der wohl bedeutendste weibliche Buddha. Tara wird von allen Wesen und Gottheiten verehrt. Legen wir unser Vertrauen in sie, so heißt es, lösen sich unsere Probleme, und wir erhalten die Führung, die wir brauchen. Die Lobpreisung der 21 Taras im Buddhismus zeigt den Pfad aus irdischem Leid hin zur Erleuchtung. Ein Weg in die Freiheit, auf dem Tara uns mitfühlend beisteht und alle Hindernisse beseitigt, die uns daran hindern, selbst zu erwachen. Bei flüchtiger Betrachtung sehen sich die Abbildungen der 21 Taras sehr ähnlich. Erst wenn wir genauer hinschauen, können wir die Unterschiede und Variationen erkennen. Bei Tara ist alles von Bedeutung: ihre Gesten, die Haltung der Arme und Beine, ihrer Augen, Juwelen und vor allem die unterschiedlichen Farben. Jede Tara steht für sich und ist einzigartig. Im Folgenden stellen wir dir alle ihre Erscheinungen vor:

1. Tara, deren Augen dem Blitz gleichen

Gelobt sei Tara, die Geschwinde und Angstlose, deren Augen einem Blitz gleichen. Lotosgeboren in einem Ozean aus Tränen von Avalokiteshvara, dem Beschützer der drei Welten.

Tara ist schnell wie das Licht, sie sieht und weiß alles – ihre spezielle Aufgabe ist die Kontrolle, das Beherrschen. Diese erste Strophe ist eine Ode an ihre Geschichte, aber man könnte sie auch wie Pema Jangku in „Praise to the 21 Taras in the 21st Century“ als einen Appell betrachten. Tara rüttelt uns wach. Werde aktiv! Ordne die Dinge, hör damit auf, deine negativen Emotionen auf andere zu projizieren. Denke an die Anweisungen im Flugzeug: Wenn du anderen helfen willst, hilf zuerst dir selbst! Indem wir uns Tara aus dem Buddhismus zuwenden, stellen wir uns auf die buddhistischen Tugenden Mitgefühl, Weisheit und Intuition ein.

Farbe: Rote Tara

2. Tara, weiß wie der Herbstmond

Gelobt sei Tara, deren Antlitz hundert Herbstmonden gleicht und mit dem blendenden Licht von tausend Sternen strahlt.

Diese Tara strahlt weißes Licht aus, ein Symbol dafür, dass sie die Lebewesen friedlich befreit und all ihre verstörenden Eigenschaften besänftigen kann. Hier, in weißer Farbe, zeigt uns Tara, wie sich Leid mit friedlichen Mitteln lindern lässt. Entwickelt jemand ein gütiges Herz, so erhellt sich sein Gesicht, und die Energie um ihn herum verändert sich. Wenn wir das Gefühl haben, dass alles richtig ist – kommen wir in unsere Mitte. Die Gewitterwolken über unserem Kopf lösen sich auf wie Schnee in der Sonne. Kennst du diese Menschen mit der besonderen Ausstrahlung, die erfüllt zu sein scheinen von einem strahlenden Licht. Sie sind einfach nur sie selbst. Authentisch. Angekommen. Suche auch du dieses Licht in dir. Finde heraus, was dich glücklich und zu einem guten Menschen macht. Und dann konzentriere dich darauf. Dein Herz weist dir den Weg.

Farbe: Weiße Tara

3. Goldene Tara, Spenderin der höchsten Tugend

Gelobt sei Tara! Geboren aus einem golden-blauen Lotos, deren Hände mit Lotosblüten geziert sind. Verkörperung von Freigiebigkeit, Fleiß, Ausdauer, Geduld, Konzentration und Weisheit.

Tara hat ein Herz aus Gold. Sie steht für die Vermehrung von allem Positiven und Hilfreichen im Leben sowie in der Dharma-Praxis. In ihrer rechten Hand hält sie einen geöffneten Lotos, der ihren erleuchteten Zustand symbolisiert und zeigt, dass sie die zehn Vollkommenheiten vollendet hat. Diese zehn Bodhisattwa-Stufen erstrecken sich über den Pfad des Sehens und der Meditation. Tara vereinigt alle Eigenschaften in sich, die zur Erleuchtung führen. Sie hilft uns, Tugenden zu entwickeln. Sei großzügig. Tue Gutes. Vertraue auf deinen inneren Kompass. Gib nicht auf und bleib konzentriert, dann erreichst du Weisheit. Taras Botschaft lautet: Alle erforderlichen Eigenschaften hast du bereits in dir – du musst sie nur noch weiterentwickeln.

Farbe: Goldene Tara

4. Tara, die Siegreiche

Gelobt sei Tara, Juwel in der Krone der Buddhas. Ehre dir, die du mit deinen Taten unzähliges Übel überwunden und alle Vollkommenheiten verwirklicht hast. Dir, auf die alle Bodhisattwas vertrauen.

Tara ist das Juwel in der Krone, sie ist die Mutter aller Buddhas oder auch Tathagatas, wie es im Sanskrit heißt. Tathagata ist der Name, den Buddha manchmal für sich benutzte, aber es ist auch der Name für alle, die Erleuchtung erlangt haben. Die Buddhas tragen Tara in ihrer Krone. Das heißt: Sogar diejenigen, die die Erleuchtung bereits erlangt haben, ehren Tara. Tara ist golden, und ihre besondere Gabe besteht darin, Gift zu neutralisieren, Leben zu verlängern und einem frühzeitigen Tod entgegenzuwirken. Sie ist die ultimative Weisheit, Güte und Mitgefühl in einer Person. Diese Tara symbolisiert alle Kräfte, die negative Ereignisse in diesem Leben bezwingen können, und bringt uns so Glück. Indem wir die Tara-Meditation praktizieren, verlieren wir das Ziel nicht aus den Augen. Eine konkrete Frage: Wer sind deine wichtigsten Lehrer? Was haben sie dich gelehrt, und wie kannst du dieses Wissen weitergeben?

Farbe: Goldene Tara

5. Tara, Verkünderin des Klanges HUM

Gelobt sei Tara, die mit den Silben TUTTARE und HUM die Bereiche des Verlangens, der Form und des Raumes füllt und deren Füße die sieben Welten berühren. Und die die Macht besitzt, alle Heere herbeizurufen.

Diese Tara besitzt die besondere Gabe, widrige Faktoren zu beseitigen. In ihrem Herzen befindet sich die Silbe HUM und um diese herum ein Mantra. TUTTARE und HUM symbolisieren die Weisheit, die die Leerheit erkennt und die mit großem Mitgefühl verbunden ist. Sieben Welten stehen für die buddhistische Vorstellung von Karma und Wiedergeburt. Wir alle sehnen uns nach Erlösung, nach Einsicht und Weisheit. Tara hilft uns in Situationen, in denen sich unser Geist um egoistische Belange dreht. Wir haben viele Belehrungen darüber gehört, wie man Anhaftung überwindet – aber wenn unser Geist von Begierde überwältigt wird, konzentrieren wir uns auf das „Ich will diese Person“ und weigern uns zu sehen, dass unsere Anhaftung die Ursache unseres Leidens ist. In solchen Situationen, aber auch dann, wenn wir krank oder verletzt sind, hilft die Tara-Meditation. Tara zeigt Mitgefühl und versucht, unseren Schmerz zu lindern und uns auf den richtigen Weg zu führen.

Farbe: Goldene Tara

6. Siegerin über die Drei Welten

Gelobt sei Tara! Der auch Indra huldigt, sowie Agni, Brahma, Vayu und Ishvara. Ja, auch die Geister der Unterwelt singen ihren Lobgesang und verneigen sich vor ihr.

Diese Tara besitzt die spezielle Fähigkeit, von Geistesschleiern und allem Unheilvollen zu befreien. Ob Indra, der König der Hindugötter, Agni, der Gott des Feuers, oder Brahma, der Schöpfer der Welt, und Vayu, der Herrscher über den Wind – sie alle verehren Tara. Selbst Geschöpfe der Unterwelt wie Dämonen, Hexen und Yakshas zollen ihr Respekt. Tara wird von allen als Befreierin gesehen. Letztendlich müssen wir alle den Pfad der Weisheit und des Mitgefühls gehen, um erleuchtet zu werden. Tara kann uns ins Nirwana, den Zustand des immerwährenden Friedens, führen. Daher: Preisen wir Tara!

Farbe: Rote Tara

7. Tara, Vernichterin von Widerständen

Gelobt sei Tara! Deren TRÄT und PHÄT die äußeren magischen Kreise zerstört. Tara, das rechte Bein angezogen und das linke ausgestreckt, brennt sie in einer Feuersbrunst.

Schwarz und bedrohlich steht sie inmitten der Flammen. Ihre besondere Gabe ist das powa, die Übertragung des Bewusstseins in das Reine Land Akanishta zum Zeitpunkt des Todes. Diese Tara ist stets bereit, einzugreifen und Gegner zu vernichten. Doch sie hilft uns auch, innere Widerstände aufzulösen. Denn wir würden auf keine äußeren Widerstände stoßen, wenn wir keine inneren überwinden müssten. Tara besänftigt die negativen Gedanken anderer, indem sie die Silben TRÄT und PHÄT mit dem Geist der Weisheit und des Mitgefühls ausspricht. Dadurch neutralisiert sie auch magische Substanzen und Mantras, die uns schaden sollten. Zwar ist diese Tara friedlich, doch sie kann auch hart durchgreifen, wenn andere großes Leid verursachen. Wenn wir spüren, dass jemand uns schaden will, können wir Tara visualisieren und uns vorstellen, sie brülle TRÄT und PHÄT. Zornvolle Buddhas zeigen uns, dass es mitunter sinnvoll ist, unseren Geist mit klaren Worten in seine Schranken zu weisen, wenn er uns mit Gedanken über die eigene Minderwertigkeit oder des Selbstmitleids quält. Schluss mit solchen Gedanken! Sei dankbar, versuche, ein guter Mensch zu sein, hilf anderen. Darum geht es.

Farbe: Schwarze/Dunkelrote Tara

8. Tara, die übermenschliche Kraft verleiht

Gelobt sei Tara! Deren TURE die großen Ängste und Dämonen zerstört. Mit dem zornvollen Ausdruck in deinem Lotosgesicht vernichtest du alle Feinde.

Sie trägt den Namen „Tara, die alle Maras zerschmettert und höchste Kräfte verleiht“. Ihre Spezialität ist die Praxis der Vollendungsstufe, d. h. wir preisen ihre Fähigkeit, Dämonen oder negative Mächte zu vernichten. Sie sind es, die Weisheit und Befreiung im Wege stehen, die Chaos auslösen. Tara hilft uns dabei, die vier Maras zu überwinden und so die Schleier vor der Erleuchtung zu beseitigen. Indem Tara TURE sagt und ihre Zornfalten zeigt, beseitigt sie alle äußeren, inneren und geheimen Hindernisse. Sie schenkt uns die Kraft, die wir brauchen, um in harten Phasen auf Kurs zu bleiben. Wenn du an dir zweifelst, zeigt dir Tara: Du schaffst das! Sie führt dich zu deiner inneren Kraftquelle, und du verstehst: Du bist nicht deine Gedanken. Du bist unendlich viel mehr.

Farbe: Dunkelrote/Goldene Tara

9. Tara, die Wohltaten gewährt

Gelobt sei Tara! Deren zierliche Finger vor ihrem Herzen die Mudra der Drei Juwelen bilden. Dein Rad schickt einen mächtigen Lichtwirbel in alle Richtungen des Universums.

Die besondere Gabe dieser Tara ist das Verleihen von Einweihungen. Die Drei Juwelen oder Kostbarkeiten bilden die Basis des Buddhismus. Sie verkörpern die drei Dinge, zu denen wir Zuflucht nehmen können: Buddha, die buddhistische Lehre (Dharma) und die buddhistische Gemeinschaft (Sangha). „Öffne deine Augen“, fordert uns Tara auf, „damit du siehst, wie schön und erstaunlich die Welt ist.“ Ein Kind, das zu sprechen lernt. Ein Samen, aus dem ein Baum wächst. Ein Sonnenuntergang. Ein Vogel. Regen. Wenn du all diese Wunder mit neuem Erstaunen betrachtest, ist das Leben in allen seinen Facetten faszinierend! Und es ist auch eine Schönheit, die demütig und dankbar macht. Das gesamte Universum badet im Lichte Taras.

Farbe: Weiße Tara

10. Tara, die alle Sorgen zerstreut

Gelobt sei Tara! Freudig und strahlend, deren Krone einen Lichterkranz aussendet. Du, die du durch dein TUTTARE-Gelächter die Dämonen und Herren der Welt besiegst.

Dieser Vers preist Taras Diadem, ihre Krone und ihr Lachen. Da sie die Wünsche ihrer Anhänger kennt, schickt sie Licht von ihrer Krone, das andere Lehrer mit falschen Ansichten in den Schatten stellt. Lachend spricht sie TUTTARE„zu befreien“ – und kontrolliert so alle Dämonen und die großen Götter der Welt. Denn ihr freudiges Gelächter bringt sie dazu, sich ihr zu unterwerfen. Sie erinnert an den Dalai Lama, der sagt: „Meine Religion ist die Freundlichkeit.“ An die Fröhlichkeit und das Funkeln, die das Leben schon leichter machen, wenn der Dalai Lama nur den Raum betritt. Sei fröhlich, sprudle über vor Freude – genau wie Tara. Humor ist ihre Kraft. Sie ist entwaffnend. Genieße dein Leben. Gönne sie dir, die Leichtigkeit des Seins.

Farbe: Rote Tara

Tara Statue Metall
Bei den 21 Taras kommt es auf die Details an. Foto: Canva.com

11. Tara, Schatz des Reichtums

Gelobt sei Tara! Die alle Beschützer der Erde und ihre Truppen zu sich ruft. Mit deinen zornvollen Falten und deinem erschütternden HUM errettest du von jeglicher Armut.

Tibetische Mönche halten manchmal eine Tara Puja ab, wenn sie mit dem Bau eines neuen Tempels oder einer neuen Schule beginnen. Denn sollte es ein Hindernis geben, das Glück und Reichtum im Wege steht, hilft Tara, dieses zu beseitigen. Eine Schule oder ein Tempel – damit hilft man anderen. Reichtum bezeichnet den Reichtum, schenken zu können. Aber bei Unglück und Armut handelt es sich hier um spirituelle Armut. Ein Mensch kann alles besitzen, was das Herz begehrt, und dennoch ist er unzufrieden – dieses Gefühl ist gemeint. Wie kann Tara helfen? Der Grundgedanke ist „beschenkt zu werden, indem man schenkt“. Fühlst du dich arm, dann verschenke etwas, und du wirst dich reicher fühlen. Hast du das Gefühl, zu wenig Liebe zu bekommen? Dann verschenke deine Liebe großzügig an andere, und das Gefühl von Mangel wird verschwinden. Wir erfüllen unsere Sehnsüchte nicht, indem wir empfangen, sondern indem wir voll Freude und Mitgefühl geben. Denk darüber nach, was du schenken kannst, dann wird dir klar, wie reich du bist.

Farbe: Schwarze Tara

12. Tara des glückverheißenden Lichts

Gelobt sei Tara! Deren Scheitel von einem Halbmond geziert ist, all deine Schmuckstücke strahlen glanzvoll. Aus deinem Haarknoten verbreitet Amitabha immerwährend ein großes Leuchten.

Vom Scheitelschmuck dieser Tara strahlt weißes Licht aus und tilgt Krankheit, Leid, Schmerz, Armut und Depression. Dazu gesellt sich gelbes Licht, das die Lebensspanne der fühlenden Wesen verlängert und deren positives Potenzial, ihre Weisheit und guten Eigenschaften vermehrt. Ritual dieser Tara ist das Feueropfer. Amitabha, der Buddha des unendlichen Lichts, verweilt auf ihrem Scheitel. Er gilt als Erlöser und ist Taras spiritueller Mentor. Im Buddhismus begegnet man Lehrern respektvoll. Das Licht des Lehrers verbreitet sich schließlich durch uns – sein Wissen wird über uns weitergegeben. Das ist etwas, worüber es sich anlässlich dieser Strophe nachzudenken lohnt: Von wem hast du in deinem Leben am meisten gelernt? Was ist das Wichtigste, und wie kannst du das wiederum anderen vermitteln? Unser Mitgefühl, unsere Gebete und positiven Gedanken sind kraftvoll. Sie können das Leben anderer enorm bereichern.

Farbe: Goldene Tara

13. Tara, die Spenderin von Reife

Gelobt sei Tara! In einem Kreis aus Feuer, der dem Ende des Weltzeitalters gleicht. Dein rechtes Bein ist gestreckt, dein linkes angezogen. Freude verbreitest du, die du Heere von Feinden zerstörst.

Sie entfernt Hindernisse, schützt uns vor Gefahren. Diese Erscheinung der Tara im Buddhismus steht in einem Flammenkranz – ihr Weisheitsfeuer ist einzigartig: Es zerstört alle Bereiche des Daseinskreislaufs – Geistesplagen und Karma verbrennen so, dass sie nie wieder entstehen können. Tara befreit uns, indem sie alle Heere von Widersachern besiegt. Unsere wahren Feinde sind die Arhats, jene Geistesplagen, die uns an den Daseinskreislauf binden. Tara verbreitet Freude, indem sie uns die Reife schenkt, um den ewigen Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt zu beenden. Auf uns übertragen heißt das: Älterwerden ist Grund zur Freude, denn Reife macht sanfter und milder. Lebenserfahrung lindert Ängste. Denke an all das, was du bereits erlebt hast – und gehe mutig weiter deinen Weg. Nutze sie, die Weisheit der Jahre.

Farbe: Rubinrote Tara

14. Bebende, finster blickende Tara

Gelobt sei Tara! Die mit ihrer Hand auf den Boden schlägt und mit ihrem Fuß aufstampft. Mit zornvollem Blick und der Silbe HUM unterwirfst du alle sieben Ebenen.

Dies ist die Tara ist ein Buddha, der verkündet: „Genug der Hindernisse für Befreiung und Erleuchtung. Genug des Leidens! Ich zerstöre das jetzt!“ Ihr Körper besteht aus schwarzem Licht, sie steht in der Mitte eines Schutzkreises. Von dort aus vernichtet sie alles, was die Lehren Buddhas stört, sie ebnet den Weg für das Glück und Wohlergehen aller Lebewesen. Sie weist Menschen zurecht, die andere in ihrer religiösen Freiheit einschränken. Fordert uns auf, uns von Egoismus, Geldgier, Rache zu distanzieren. Ob wir meditieren, uns für andere engagieren, Gutes tun – immer geht es darum, der Welt liebevoll entgegenzutreten. Tu alles, was du tust, immer mit Mitgefühl.

Farbe: Schwarze/Rote Tara

15. Tara, die Große Friedvolle

Gelobt sei Tara! Die Glückliche, Tugendhafte und Friedliche, das Objekt der Praxis, der Frieden von Nirwana. Vollkommen mit SOHA und OM ausgestattet, überwindest du die großen Übel ganz und gar.

Diese Tara löscht negatives Karma und vollbringt ihre Taten innerhalb des Friedens von Nirwana. Sie entfernt die Schleier, welche die Buddhaschaft verhindern. Das sind all die verstörenden Haltungen und negativen Emotionen, die uns seit Ewigkeiten begleiten. Sind alle Schleier aufgelöst, werden wir zu Buddha, einem vollständig erleuchteten Wesen, das alle Verblendungen getilgt und alle guten Qualitäten vollkommen entwickelt hat. OM und SOHA sind der Beginn und das Ende des Tara-Mantras. Wenn wir es rezitieren, kann es dabei helfen, unsere guten Eigenschaften zu stärken und unser Leiden zu lindern. Probiere es aus, wenn du das nächste Mal in einer düsteren Stimmung bist, stell dir Tara vor, die heiter und freundlich ist und grünes Licht ausstrahlt. Rezitiere das Mantra und stell dir vor, wie Licht von ihr in dich und alle Lebewesen strömt.

Farbe: Weiße Tara

16. Tara, die Zerstörerin jeglicher Anhaftung

Gelobt sei Tara! Verehrung dir mit deinem freudigen Gefolge, du unterwirfst jede Form des Feindes vollständig. Das Mantra der zehn Silben schmückt dein Herz, und deine Wissenssilbe HUM schenkt Befreiung.

Taras überaus kraftvolles Mantra lautet: OM NAMA TARE NAMO HARE HUM HARE SOHA. Es durchtrennt negative Gedanken, die das Wachstum positiver Energie verhindern, und verkörpert ihre zornige Seite. Dagegen steht das friedliche Mantra: OM TARE TUTTARE TURE SOHA. Beide gemeinsam rezitiert beseitigen alle widrigen Hindernisse auf dem Weg des persönlichen Wachstums. Tara fordert uns auf, Verantwortung für unser Leben zu übernehmen und uns nicht länger als ein Opfer der Umstände zu fühlen. Nur wenn wir unsere Anhaftung an Geistesplagen wir Hass, Neid, Eifersucht und Zorn loslassen, können wir Dinge ändern. Dazu braucht es Ehrlichkeit und vor allem Mut.

Farbe: Korallenrote Tara

17. Tara, die vollständige Freude bewirkt

Gelobt sei Tara! Die mit den Füßen aufstampft, deren Wesen die Keimsilbe HUM ist. Du lässt die Berge Meru, Mandara und Kailash erbeben, l ässt die Drei Welten erzittern!

Dieser Vers preist Taras zornvolle Tätigkeit, welche die Unterwelt, die Erde und den Himmel zum Erbeben bringt. Aus dem Urklang HUM erscheint TURE – was Tara bedeutet –, und ihr stampfender Fuß lässt in der äußeren Welt alles erzittern. Das zeigt ihre unglaubliche Kraft. Eine Kraft, die der erleuchteten Tätigkeit Buddhas entspringt. Böse Wesen und Dämonen werden in Schrecken versetzt. Doch auch unser Gefühl von Sicherheit wird von ihr mitunter bis in die Grundfesten erschüttert. Wir werden dadurch demütiger. Bescheidener. So beseitigt Tara Hindernisse für die Verbreitung des Dharma und das Glück der Lebewesen. Die Lehre daraus ist symbolisch, nämlich die Einsicht, dass alles endlich ist. Halt und Freude schenkt uns die Besinnung auf buddhistische Werte.

Farbe: Orangene Tara

18. Tara, die Siegerin

Gelobt sei Tara! Die du einem Mond gleich einen himmlischen See in deiner Hand hältst. Indem du die Worte TARA und PHÄT aussprichst, machst du alle Gifte unschädlich.

Diese Tara ist im Buddhismus die Schutzpatronin unserer Gesundheit. Denn sie hilft bei Krankheiten, die durch Luftverschmutzung, verunreinigte Lebensmittel und Umwelttoxine ausgelöst werden. Tara macht sie alle unschädlich. Der „Mond, gleich jenem himmlischen See“ symbolisiert aber auch ihre Macht, die drei Geistesgifte Unwissenheit, Zorn und Anhaftung und deren Auswirkungen aufzuheben. Achte auf einen klaren Geist. Denk an das stille Wasser, glatt wie ein Spiegel – keine Kräuselung, die die Schönheit zerstört. Die Silbe PHÄT ist kraftvoll, scharf und entfernt alles Leid.

Farbe: Weiße Tara

* Mit dem himmlischen See ist wahrscheinlich der See Manasarovar gemeint, der sich in Tibet direkt südlich des heiligen Berges Kailash befindet. „Mana“ bedeutet „Geist“ im Sanskrit, „Sarovar“ heißt „See“. Der Manasarovar-See enthält Süßwasser (die meisten Seen in der tibetischen Hochebene enthalten Salzwasser). Das Wasser soll reinigende Kräfte besitzen, und der See ist mit vielen buddhistischen Geschichten verbunden – so soll Buddha mehrmals dort gewesen sein.

19. Tara, die Zerstörerin allen Leids

Gelobt sei Tara! Welcher Könige, Götter und Geister vertrauen. Deine strahlende Rüstung bringt allen Freude. Du vertreibst Streit und schlechte Träume.

Diese Tara befreit uns von Leid, hilft uns bei Konflikten, schlechten Gedanken und bösen Träumen. Wenn du nachts aus einem Albtraum aufwachst, wende die Tara-Meditation an. Beruhige dich selbst. Es ist nur ein Traum, es lauert kein Monster unterm Bett. Wenn du mit dem Kopf voller Sorgen aufwachst, weil du einen Streit hattest, dann denke an diese Tara. Wenn du aus dem Grübeln nicht mehr herauskommst, dann vertraue auf Tara. Hab Vertrauen! Wie diese Tara: Sie besänftigt, sie beruhigt, sie tröstet. Beruhige dich. Hab Geduld. Alles wird gut.

Farbe: Weiße Tara

20. Tara, die Quelle aller Verwirklichungen

Gelobt sei Tara! Deren Augen wie Sonne und Mond wunderbar leuchtendes Licht ausstrahlen. Indem du zweimal HARE und TUTTARE sprichst, vertreibst du äußerst schlimme Seuchen.

Ihres Augen leuchten wie die Sonne und der Mond: Tara wärmt oder bringt Abkühlung – je nach Bedarf. Sie ist friedfertig (Tuttare), kann aber auch zornig werden (Hare). Die dahinter liegende Bedeutung ist tiefer: Tara heilt Krankheiten, befreit von Fieber und Schmerzen. Aber: Sie beruhigt auch die erhitzten Gemüter. Sind Hass, Intoleranz und Populismus nicht auch eine Art Seuche? Und wie Martin Willson in „In praise of Tara“ schreibt: Auch das Samsara (der ständige Kreislauf von Tod und Wiedergeburt ohne Anfang oder Ende) kann man als ein chronisches Fieber betrachten, aus dem Tara uns erlösen kann, sodass unsere Seele schließlich das Nirwana erreicht. Diese Tara ist orangefarben, sie wird aktiv. Tara erinnert daran, dass Liebe stärker ist als Hass. Besiege deine Angst – Barmherzigkeit und Friedfertigkeit können dazu beitragen.

Farbe: Orangene Tara

21. Tara, die Vollenderin

Gelobt sei Tara, die durch die drei Realitäten vollendete Freiheit herbeiführt. Sie besiegt Armeen von Dämonen. Sie ist die Allerhöchste. TURE!

Dies ist „Tara, die Vollenderin“. Ihre besondere Gabe ist das Himmelslaufen: Sie bringt uns noch in diesem Leben in das Reine Land Akanishta. Dieser Vers preist ihre Fähigkeit, böse Geister und Zombies zu unterwerfen. Ihre drei Naturen sind ihr Körper, ihre Sprache und ihr Geist; dafür stehen OM, AH und HUM. Spirituelles Wachstum, Befreiung von Angst und das Erlangen von Weisheit sind die drei Wege zur Erlösung. Folge diesem Weg, und innere Gifte wie die Geistesplagen Rachsucht, Engstirnigkeit und Egoismus werden genauso besiegt wie äußerliche durch Dämonen und Geister, die uns die Kraft rauben. Das ist es, wohin uns die Lobpreisung der 21 Taras am Ende führt: Mitgefühl ist der Anfang und das Ende von allem. Wie Pema Jangku schreibt: „Je mehr wir an andere denken, desto glücklicher werden wir sein.“ Besitz ist nicht verwerflich, wenn wir anderen damit helfen können. Die Huldigung Taras soll unsere Qualitäten stärken: Alles, was Zuwendung bekommt, wächst. Tara wird mit einem Gesicht mit drei Augen – den drei Türen – abgebildet. Hindernisse, die den Weg zu diesen drei Türen versperren, räumt sie beiseite. Das ist eine Botschaft der Hoffnung. Wir tragen alles in uns – indem wir uns unserem inneren Selbst zuwenden, nähren wir nicht nur unsere Buddha-Natur, sondern wir tun auch Gutes für die Welt und die Menschen um uns herum.

Farbe: Weiße Tara

Die kurze Lobpreisung der Tara

„Lobpreisung der 21 Taras“ des Buddhismus hat im Alltag nicht immer Platz. Haben wir einmal weniger Zeit, können wir diese Fassung nehmen. Sie huldigt Taras Mantra – ihren Verwirklichungen. Hier ist sie:

OM, ich verneige mich vor der Befreierin, der Edlen Gesegneten Mutter. Ich verneige mich vor der Glorreichen Mutter, die mit TARE errettet, die mit TUTTARE alle Ängste beseitigt, die mit TURE jeglichen Erfolg gewährt. SOHA und den andren Silben erweisen wir tiefste Verehrung.

21 Tara-Karten

Im Buddhismus steht Tara für Mitgefühl, innere Weisheit und noch viel mehr. Dinge, die wir in unserem täglichen Leben gut gebrauchen können. Bastle dir dafür 21 Karten mit den folgenden Hinweisen darauf. Die Zahlen der einzelnen Taras stimmen mit denen auf den Karten überein. Mische nach dem Aufstehen die Karten und ziehe eine. Lies den zugehörigen Text. Das ist deine Tara-Lobpreisung und Botschaft für diesen Tag.

  1. Werde aktiv!

  2. Öffne dich für andere.

  3. Folge deinem inneren Kompass.

  4. Erinnere dich an die wichtigsten Lektionen deiner

    Lehrer.

  5. Mach nicht zweimal den gleichen Fehler.

  6. Wähle den Pfad der Weisheit und des Mitgefühls.

  7. Sei dankbar.

  8. Schöpfe Kraft aus deinen Herausforderungen.

  9. Öffne deine Augen.

  10. Sei fröhlich.

  11. Was möchtest du geben?

  12. Teile dein Licht mit anderen.

  13. Was kann dir passieren?

  14. Jeder Mensch verdient dein Mitgefühl.

  15. Werde zur besten Version deines Selbst.

  16. Übernimm Verantwortung.

  17. Auch das geht vorüber.

  18. Achte auf die Klarheit deines Geistes.

  19. Hab Vertrauen.

  20. Überwinde deine Angst.

  21. Was Zuwendung bekommt, wächst.

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