Hypnose: Selbstheilungskräfte aktivieren in Trance

Unser Unterbewusstsein ist ein mächtiger Strippenzieher unseres Wesen. Wie viel Macht hier im Verborgenen schlummert, können wir durch Hypnose erfahren.

Frau in Hypnose
Hypnose als Wegweiser zur Heilung – ein Selbstversuch. Foto: Jan Rickers

Was ist Hypnose?

Hypnose ist ein tranceähnlicher Zustand, in dem wir unsere Umwelt komplett ausblenden und uns stattdessen auf unser Inneres konzentrieren können. Wir werden in Hypnose mit unseren Wünschen und Sehnsüchten, aber auch unseren Stärken und Qualitäten konfrontiert. Im Hypnosezustand können wir einer neuen, in uns wohnenden Gelassen- und Zufriedenheit näher kommen und aus uns selbst heraus Kraft schöpfen."Hypnose ist ein Zustand wohliger Entspannung, zwischen Wachen und Schlafen. Das Zeitgefühl geht verloren, die Umwelt wird immer unwichtiger, aber der Geist ist sehr klar und konzentriert.", so Hypnosetherapeut Piero Reghenzi.

Was genau passiert bei der Hypnose mit uns?

Happinez-Redakteurin Christiane Schönemann möchte das „Experiment Hypnose“ wagen: Ein Eigenversuch bei Piero Reghenzi, einem erfahrenen Hamburger Hypnosetherapeuten, soll Klarheit schaffen, was genau eigentlich mit uns geschieht, wenn wir uns hypnotisieren lassen und sie von ihren Schlafstörungen erlösen.

Pendel
Das Pednel hilt bei der Hypnose. Foto: Fotolia

Hypnose im Selbstversuch

Die erste Hypnose-Sitzung folgt auf ein ausführliches Vorgespräch. "Fühle, wie dein Atem durch deinen Körper fließt, atme tief und langsam. Ein und aus", leitet Piero mich mit sonorer Stimme an. "Nichts ist mehr wichtig. Jedes Geräusch vertieft deine Entspannung. Du konzentriest Dich jetzt nur noch auf meine Stimme. Deine Lider werden immer schwerer, deine Augen schließen sich. Nun stell dir vor, du stehst am Rand einer Treppe. Während ich zurückzähle, schreitest du langsam die Stufen hinunter. Zehn, neun, acht ..."

Vor mir taucht eine Wendeltreppe auf, die ich langsam hinuntergehe. Als ich bei eins ankomme, stehe ich gerade auf der letzten Stufe und sehe, wie mein Fuß über dem Boden schwebt. Pieros Stimme führt mich. "Du gehst jetzt einen Gang entlang, weiter und weiter. Am Ende des Ganges befindet sich ein Tor, und hinter diesem Tor liegt ein wunderschöner Garten." 
Nun taucht tatsächlich ein riesiges Tor auf, das sich behutsam öffne. Vor mir erblicke ich eine traumhafte, lichtdurchflutete Landschaft, bin mir gleichzeitig aber auch vollkommen bewusst darüber, dass ich in leichter Trance unter einer Decke liege. Ich gleite durch den Garten, links und rechts von mir registriere ich Blumen. Ich nähere mich meinem Ziel. Piero führt mich zu einer Quelle – der Quelle meiner Kraft, an der ich meinem "inneren Arzt" begegne.

Innere Ruhe und aktivierte Selbstheilungskräfte durch Hypnose

Nach der Sitzung fühle ich mich wie neugeboren. Ich weiß nicht, wie lange ich mich mit meinem Helfer ausgetauscht habe, aber noch immer verspüre ich, sobald ich meine Augen schließe, einen tiefen inneren Frieden, ein Gefühl von Geborgenheit. Das Erstaunliche: In den kommenden Nächten schlafe ich tatsächlich endlich wieder durch. Doch wie kann es sein, dass eine einzige Hypnose-Sitzung ausreicht, um mich von meinen Schlafstörungen zu kurieren?

Hypnose lässt Stress abklingen und aktiviert das Unterbewusstsein

"In Trance finden wir Zugang zum Wissen und zur unbegrenzten Lösungskreativität unseres Unbewussten. In diesem Zustand der Tiefenentspannung ist es möglich, persönliche Probleme zu lösen und positive Veränderungen einzuleiten," erklärt Piero. In diesem Zustand können wir unserem Körper wertvolle Impulse zur Selbstheilung vermitteln. Hypnose bewirkt eine neuronale Entspannung und ist heilsam für den gesamten Organismus. Die Ausschüttung von Stresshormonen sinkt, das Immunsystem wird angeregt. Dabei sind ganz andere Hirnareale aktiv als im Alltagsleben, wie in einer Studie des Londoner University College nachgewiesen wurde. Wir können in Hypnose über unsere scheinbaren Möglichkeiten hinauswachsen und haben nachweislich Einfluss auf körperliche Prozesse.

Hypnose: Nicht willenlos, sondern konzentriert und entspannt

Die Angst vor Kontrollverlust, davor, sich in Trance den Anweisungen eines Therapeuten auszuliefern, ist völlig unbegründet: Hypnose ist keine Ohnmacht oder Bewusstlosigkeit. Wir verstehen in Trance Anweisungen, können diese befolgen und fühlen uns durchaus präsent. Ausgeblendet wird lediglich das störende "Rauschen" um uns herum. Niemand kann uns zwingen, in Hypnose Dinge zu tun, die wir im Wachzustand ablehnen würden. Wir nehmen Befehle nur an, wenn wir damit einverstanden sind. Bei Gefahr kann das Unterbewusstsein die Hypnose sekundenschnell beenden. Wir sind selbst dann, wenn wir uns in tiefster Trance befunden haben, sofort hellwach.

Was verändert sich durch Hypnose in unserem Bewusstsein?

Obwohl Hypnose zu den ältesten Therapieformen der Welt gehört, konnten selbst Experten noch nicht eindeutig klären, was in unserem Bewusstsein sich in Trance genau verändert. In verschiedenen Studien haben Forscher der Universität Jena untersucht, was sich im Körper von Menschen abspielt, die sich in diesem merkwürdigen Zustand zwischen Wachen und Schlafen befinden."Unsere Arbeiten zeigen, dass selbst bei starken Reizen kein Alarm in den verantwortlichen Hirnregionen ausgelöst wird", so Prof. Miltner. Das heißt: Starke Schmerzen werden einfach ausgeblendet. Und das gilt nicht nur für den Zustand der Trance, sondern wirkt auch langfristig bei chronischen Schmerzen. "Hier wirkt Hypnose zweifach: Die Schmerzübertragung wird gestoppt, gleichzeitig steigt aber auch die Produktion schmerzlindernder Hormone an", erklärt Dr. Wolfgang Blohm, Klinikchef der einzigen deutschen Hypnoseklinik in Riddorf. Die Erfolgsquote bei chronischen Leiden wie Migräne, Rückenschmerzen oder Krebsschmerz: 70 bis 80 Prozent.

Funktioniert Hypnose bei jedem?

Hypnotisierbar sind immerhin fast 90 Prozent aller Menschen. Wir befinden uns übrigens öfter in Trance, als wir glauben: Bei der Lektüre eines spannenden Buches, beim Musikhören, Fernsehen oder auf der Autobahn. Fast jeder kennt dieses merkwürdige Gefühl: Was habe ich eigentlich in den letzten zehn Minuten getan? Wir reagieren automatisch – eben wie in Trance –, während wir mit unseren Gedanken ganz woanders sind.

Eine Übung für dich

Die positive Wirkung von Hypnose selbst erfahren

Mit folgender Übung können wir versuchen, uns selbst in Hypnose zu versetzen. Das klappt am besten vor dem Schlafengehen. Je öfter wir es versuchen, desto intensiver wird die Trance-Erfahrung:

• Bequem ausgestreckt hinlegen und die Augen schließen.

• Gib dich dem Fluss deines Atmens hin: einatmen, Pause, ausatmen, Pause ...

• Vergegenwärtige folgendes Szenario vor deinem inneren Auge: Du befindest dich am Rande eines Sees, umgeben von grünen Hügeln. Du stehst am Strand, von dem aus du den See überblicken kannst.

• Am Horizont erscheint verschwommen ein kleines Boot, das sich langsam in deine Richtung bewegt. Die Person in diesem Boot ist dein persönlicher Helfer.

• Während das Boot langsam näherkommt, hörst du die Wellen rauschen. Die Konturen des Bootes werden immer deutlicher, und du erkennst, dass dein innerer Arzt mit dem Rücken zu dir im Boot sitzt.

• Das Boot strandet, der Helfer springt aus dem Boot und zieht es an Land.

• Gemeinsam mit ihm gehst du nun ein paar Schritte, suchst dir eien ruhigen Ort und nimmst dort Platz.

• Nun schilderst du deinem inneren Arzt dein Problem und bittest ihn um Hilfe.

Dein Helfer wird dir vielleicht bei den ersten Malen nicht direkt antworten, aber er vermittelt seine Botschaften oft über Emotionen. Wir fühlen häufig  intuitiv, was gut für uns ist und was nicht. Mit der Zeit werden die Anweisungen immer verständlicher. Wir lernen, dem Arzt in uns zu vertrauen. Das öffnet den Weg zu mehr Gelassenheit und erschließt uns Möglichkeiten zur Selbstheilung. Denn intuitiv wissen wir ohnehin, was wir brauchen, um uns wohlzufühlen. Und letztendlich ist jede Heilung, auch die in Trance, eine Selbstheilung.

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