Karma: Was ist das eigentlich und wie funktioniert es?

Karma – Was ist das eigentlich und wie funktioniert es?

Karma bedeutet, dass wir zurückbekommen, was wir verursacht haben – in diesem Leben oder im nächsten. Ein östlicher Begriff, der längst in unseren Alltag eingesickert ist.

Holzschild, auf das in weißen Buchstaben Karma geschrieben wurde
Foto: canva.com

Auf dem Rücksitz des Autos ärgert mein Sohn (10) seine Schwester (8). Als wir kurz darauf aussteigen und er über eine hervorstehende Gehwegplatte stolpert, lacht sie schadenfroh: „Karma!“. Karma – eines der bekanntesten Konzepte aus der östlichen Spiritualität – ist in unserer Kultur allgegenwärtig: in Büchern, Cartoons, Social Media, Alltagssprache – sogar Kinder benutzen es. Aber was bedeutet Karma eigentlich? Ist es wirklich so einfach wie: "Wie du mir, so ich dir"?

Was ist Karma?

Eine Freundin von mir stahl früher als Teenager oft Make-up und Bücher. Jahre später, als sie längst damit aufgehört hatte, wurde sie selbst bestohlen – der Verlust: rund 2000 Euro. Erst war sie traurig, dann sagte sie: „Vielleicht ist das mein Karma. So viel habe ich früher etwa selbst genommen.“

So lässt sich Karma verstehen: als eine Art energetisches Konto beim Universum. Was du anderen nimmst, wird dir irgendwann genommen. Denn das Leben strebt nach Ausgleich – offene Rechnungen bleiben nicht ewig offen. Karma meint dabei nicht nur Geld, sondern vor allem Energie, Absicht und Aufmerksamkeit. Die Energie, die du in die Welt gibst, kehrt zu dir zurück. Schon Buddha sprach vom Gesetz von Ursache und Wirkung: jede Handlung hat Folgen.

Es geht nicht um Belohnung oder Strafe

Im Buddhismus gibt es keinen Gott, der belohnt oder bestraft. „Was du säst, das wirst du ernten“ – klingt eher nach christlicher Deutung. Im Kern heißt Karma: Eine Handlung hat eine Konsequenz. Gute Taten bringen auf natürliche Weise Gutes hervor. Schlechte Taten ebenso das Gegenteil. Moderne Psychologie würde das kaum anders formulieren.

Drei Arten von Karma

Kriyaman: Das tägliche Karma

In jedem Moment hast du die Wahl: Sagst du etwas Verletzendes oder hältst du inne? Wenn dich jemand anschreit – konterst du oder bleibst du ruhig? Wenn du nicht reagierst, bleibst du innerlich frei – ein kleines Stück Karma löst sich. Wenn du dich von Wut leiten lässt, schaffst du neues Karma – dein karmisches Reservoir füllt sich.

Prarabdha: Das Karma dieses Lebens

Das ist der Teil des Karmas, den du in diesem Leben auflösen kannst. Während deiner Zeit auf der Erde bekommst du Gelegenheiten, altes Karma zu transformieren – durch Mitgefühl, Achtsamkeit, Güte. Du kannst vielleicht nicht alles auflösen, aber ein Stück. Und genau das zählt.

Sanchita: Das gesammelte Karma

Das ist das Karma aus allen deinen früheren Leben – ein riesiger Speicher aller Gedanken, Handlungen und Reaktionen. In der hinduistischen Vorstellung scheint dieses Karma wie ein unausweichliches Schicksal: Du wirst damit geboren und trägst es, auch wenn du „nichts falsch gemacht“ hast.